Von Erhart Hohenstein: Nicht gewonnen – dennoch im Halbfinale
Babelsberg boxte gegen Hertha 12:12 / Abdulai nicht vom Gegner, sondern vom Kampfgericht besiegt
Stand:
Mittelgewichtler Sadula Abdulai wäre am Samstag zum Helden des Boxabends in Babelsberg geworden, ja er war es eigentlich schon. Sein Sieg gegen den Deutschen Meister Stefan Härtel schien festzustehen und hätte bei einem Zwischenstand von 9:6 den Gesamterfolg für Motor Babelsberg gegen Hertha BSC Berlin bedeutet. Ab Runde 2 übernahm der erst 19-Jährige die Kampfesführung, traf häufiger und genauer. Dennoch entschied das Punktgericht gegen ihn und löste damit ein Pfeifkonzert aus.
Von diesem Zeitpunkt an kippten der Kampf und die Stimmung im mit rund 600 Zuschauern erneut ausverkauften Toyota-Autohaus. Dass Halbschwergewichtler Emir Ahmatovic gegen den deutschen Titelträger Enrico Kölling nichts ausrichten konnte, wurde schon bald klar. Der Herthaner tat nach einer verkrampften ersten Runde nur das Nötigste, brachte Ahmatovic dennoch an den Rand einer vorzeitigen Niederlage. Aber immer noch konnte im letzten Kampf Schwergewichtler Vitalijus Subacius den Babelsberger Erfolg sichern. Statt sein boxerisches Potenzial zu nutzen, versuchte der 31-jährige Routinier den deutschen Meister Erik Pfeiffer mit wütenden Angriffen und einem Schlaghagel zu beeindrucken. Doch der hielt clever dagegen. Klare Treffer gelangen dem aktiveren, aber taktisch falsch eingestellten Subaciuc kaum. Quittung war eine umstrittene Punktniederlage, wie sie der sonstige Punktgarant der Babelsberger schon am Donnerstag in Posen gegen Rekowski hinnehmen musste. Auch dort waren ihm nur drei Treffer angerechnet worden. In einem Vorkampf präsentierte Motor mit dem unerfahrenen David Bernd einen weiteren Schwergewichtler, der aber gegen das Döbelner Urgestein Markus Finke verlor.
Motor-Trainer und -Manager Ralph Mantau nahm das Urteil gegen Subacius wie schon in Posen mit einem gehör9igen Maß an Empörung auf. Denn wenn es auch zum 12:12-Endstand statt des erhofften Sieges führte, seine Boxer stehen dennoch so gut wie sicher in der Viererendrunde der 1. Internationalen Bundesliga. Dieser Einzug ins Halbfinale ist mehr, als Motor in der DDR-Zeit mit Könnern wie dem späteren Olympiasieger Manfred Wolke, den Brüdern Konrad und Ronald Gehn oder Dietmar Grönke in der damaligen Oberliga erreichte. Darauf kann Mantau richtig stolz sein, dessen Verdienste am Sonnabendabend vom Amateurboxverband Berlin-Brandenburg mit der Goldenenn Ehrennadel, überreicht von Präsident Lothar Heine, hoch gewürdigt wurden.
Den Grundstein für den Einzug ins Halbfinale hatten im ersten Teil des vorgestrigen Kampfabends die „Leichtgewichte“ gelegt: der Deutsche Meister Marcel Schneider (Bantam) mit einem etwas schmeichelhaften Sieg über den beweglichen und technisch guten Hafid Bouji, Eugen Burhard (Leicht) – ebenfalls deutscher Titelträger - in einem zurückhaltend geführten Gefecht über Hassan Bahir und Rinat Karimow (Welter) dank seiner präzisen langen Geraden gegen den Deutschen Vizemeister Dieter Döhl. Einen Glanzpunkt setzte der erst 19-jährige Tscheche Chladek Zdenek (Halbwelter) mit seiner Angriffslust und seiner Schlaghärte. Dass der Herthaner David Herborn diese Schläge stehend überstand, spricht für seinen Selbstbehauptungswillen.
Einen klaren Sieg erboxte Markus Abramoswki (Feder) gegen den Babelsberger Athde Gashi, nachdem er dessen Anfangsoffensive abgewehrt hatte. Auch Abramowski ist Deutscher Meister, so dass das Publikum nicht weniger als sieben Titelträger erleben durfte – das hat was!
Erhart Hohenstein
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