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Landeshauptstadt: Nicht im Schmollwinkel

Trotz Enttäuschungen setzt sich Seniorenunion für Mitsprache der Älteren ein

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Trotz Enttäuschungen setzt sich Seniorenunion für Mitsprache der Älteren ein „Lasst den Kopf nicht hängen“, sangen die Teilnehmer der Abschiedsparty in der Villa Grenzenlos. Das Gebäude wurde als Stadtteilvolkshochschule in Babelsberg aufgegeben. Dass dieses Konzept untauglich ist, darauf hatte die Potsdamer Senioren-Union schon 1998 hingewiesen. Ihr Vorsitzender Dr. Horst Röpke, damals auch sachkundiger Bürger der CDU-Fraktion im Bildungsausschuss, zog in Zweifel, dass der finanzielle Aufwand von 1,5 Millionen Mark für Kauf und Ausbau gerechtfertigt ist. Wegen ihrer ungünstigen Lage sei die Villa nicht als Volkshochschule geeignet. Die Stadtverwaltung hielt aber an ihrem Vorhaben fest. In Potsdamer Zeitungen erschienen Leserbriefe und Kinderzeichnungen, die sich dafür stark machten. Nach sechs Jahren zeigt sich: Die Senioren-Union hat offenbar Recht behalten. Wäre man ihrem Vorschlag gefolgt, die im Zentrum Babelsbergs frei werdende Grundschule 17 oder das Rathaus für die Teilvolkshochschule zu nutzen, hätte die Stadt viel Geld gespart und eine Menge Frust vermieden. Horst Röpke und seine etwa 20 Mitstreiter haben nicht nur in diesem Fall erfahren müssen, dass die Erfahrung und das Wort der Älteren in der Politik nicht viel gelten. Auf dem Landesparteitag der CDU plädierte er dafür, aus einem Leitantrag zur Länderfusion Berlin-Brandenburg den unrealistischen Termin 2009 zu streichen. Sein Vorschlag wurde abgeschmettert. Inzwischen aber gehen alle Politiker davon aus, dass es mit der Vereinigung so schnell nichts wird. Obwohl Röpke zahlreiche solcher Beispiele nennen kann, in den Schmollwinkel haben sich die CDU-Senioren nicht zurückgezogen. Sie weisen darauf hin, dass ein Viertel aller Brandenburger über 60 Jahre alt ist und fordern für diesen Personenkreis Mitsprache bei den politischen Entscheidungen. Das beginnt bei Artikel 3 des Grundgesetzes, in den eingefügt werden müsste, dass auch wegen seines Alters niemand benachteiligt werden darf, was durch Altersgrenzen beispielsweise für das Schöffenamt faktisch der Fall ist. Die Potsdamer Senioren-Union befürwortet ein Seniorengesetz, das die Rechte der älteren Generation festschreibt, und hat gegen Ungerechtigkeiten bei der Rentenreform protestiert. Auf kommunalen Gebiet spricht sie sich unter anderem für die Differenzierung der Straßenreinigungsgebühren unter Berücksichtigung der Personenzahl aus, denn „ein Hotel verursacht mehr Schmutz als ein älteres Ehepaar“. Horst Röpke ist sich bewusst, dass solche Forderungen nur über die demokratischen Vertretungsgremien durchgesetzt werden können. Immerhin ist es dem städtischen Seniorenrat, dem er angehört, im zurückliegenden Jahr gelungen, Vertreter in drei Ausschüsse der Stadtverordnetenversammlung zu bringen. Stimmrecht haben sie dort allerdings nicht. Der Vorstoß, die Bildung von Seniorenbeiräten in der Gemeindeordnung zu verankern, wurde von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) wohlwollend entgegen genommen, über eine „Kann-Bestimmung“ möchte er aber nicht hinausgehen. Wie man sieht, ist die Potsdamer Senioren-Union kein „Kaffeekränzchen“, sondern tritt energisch und fantasievoll für die Interessen der älteren Generation ein. Das ist wesentlich der Dynamik ihres Vorsitzenden zu danken. Der Gymnasial-, später Hochschullehrer ist erst spät zur Politik gekommen. Dem DDR-System stand Horst Röpke reserviert gegenüber und trat nicht der SED bei. Nach der Wende aber wurde er Landesvorsitzender des „Demokratischen Aufbruchs“, der später in der CDU aufging. Dort war er Mitglied des Landesvorstandes und baute die Babelsberger Ortsgruppe auf. Heute ist Röpke 71 Jahre alt und noch kein bisschen müde. „Wenn wir in der Senioren-Union noch mehr aktive Mitstreiter hätten – und sie müssen nicht CDU-Mitglieder sein – wären wir schon ein Stück weiter“, meint er. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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