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Sport: „Nicht mit dieser Weltbestzeit gerechnet“

Potsdams dreifacher Kanu-Europameister dieses Jahres, Ronald Rauhe, erklärt, warum sein Zweierkajak im Sprint superschnell war, über 500 Meter absichtlich in den Zwischenlauf fuhr und nun für die WM hoffen lässt

Stand:

Als dreifacher Goldmedaillengewinner kehrte Ronald Rauhe vom KC Potsdam im OSC in der Nacht zu Montag von den Kanu-Europameisterschaften aus dem tschechischen Racice zurück. Dort hatte der 24-jährige Schützling von Kajak-Bundestrainer Rolf-Dieter Amend im Einerkajak über die Sprint-Distanz sowie gemeinsam mit seinem Potsdamer Klubkameraden Tim Wieskötter im Zweierkajak über 200 und 500 Meter gesiegt.

Glückwunsch zu den drei Titeln, Herr Rauhe – über welchen haben Sie sich denn am meisten gefreut?

Über den im Zweier über 500 Meter, denn er ist immer noch der wichtigste Titel; alles andere ist Zugabe. Aber Spaß haben alle drei Siege gemacht, da will ich keine Unterschiede machen.

Vorm Start in Racice gab es einige Bedenken, weil Tim Wieskötter wegen seiner Erkrankung im EM-Vorfeld mit Trainingsrückstand angereist war. Mussten Sie diesmal mehr als sonst zum Erfolg beitragen?

Wir ergänzen uns beide sehr gut und es ist bei uns immer so, dass der eine für den anderen einspringt, wenn der gerade mal einige Probleme hat. Deshalb kann und will ich jetzt auch nicht bewerten, wer von uns beiden wie viel für die Titel machen musste. Wir haben beide unser Bestes gegeben.

Über 200 Meter waren Sie im Zweierkajak in 31,818 Sekunden sogar so schnell wie noch kein Boot vor Ihnen. Was sagen Sie zu dieser Weltbestzeit?

Die hat uns auch sehr überrascht. Wir hatten vorher wirklich nicht mit dieser Weltbestzeit gerechnet.

Kanuten paddeln unter sehr unterschiedlichen Bedingungen. Die müssen doch jetzt in Racice optimal gewesen sein, oder?

Das waren sie auch. Eine solche Zeit ist nur bei Top-Bedingungen zu schaffen. Wir hatten leichten Rücken-, also Schiebewind und hartes und dazu sehr warmes Wasser. Das erfordert zwar mehr Kraft, ist aber an sich auch schneller.

Sehen Sie die Rekordzeit und den dreifachen Erfolg als ein gutes Omen für die Weltmeisterschaften Mitte August in Szeged an?

Ja. Wir haben jetzt in Racice gerade im Start- und Zielbereich absolut gute Leistungen gezeigt. Ausbaufähig ist noch die Strecke, und hier wissen wir, warum es diesmal noch nicht so kraftvoll lief. Wenn wir das auch noch in die Reihe bekommen, habe ich gar keine Bedenken.

Aber Sie mussten auf Ihrer Paradestrecke, den 500 Metern, auf der Ihr Zweier seit 2001 ungeschlagen ist, diesmal in den Zwischenlauf, obwohl Sie sich gleich für das Finale hätten qualifizieren können.

Ja, aber das wollten wir nicht.

Nanu, warum haben Sie denn absichtlich gebremst?

Gebremst haben wir nicht, wir sind nur das Mittelstück ein bisschen länger gefahren, was mit unseren Trainern abgestimmt war. Wir wollten in den Zwischenlauf, um ein zusätzliches Rennen zu haben. Sonst hätten wir den Freitag komplett frei gehabt, was wir aber nicht wollten, um unsere Spannung nicht zu verlieren. Wir konnten im Zwischenlauf also nochmal ein bisschen üben, denn uns fehlten Trainingsrennen, weil Tim erst kurz vor den EM wieder gesund wurde.

Im 500-Meter-Finale haben Sie dann den Ungarn Zoltan Kammerer und Gabor Kucsera das Heck gezeigt, die bei den WM zu Hause sicher wieder angreifen werden, oder?

Das ist ein sehr starker Zweier, der seit langem wieder das für uns gefährlichste Boot ist. Es wäre für uns das Allerschlimmste, wenn die beiden uns nach sechs Jahren schlagen würden. Sollte es ihnen im eigenen Land gelingen, würde man ihnen daheim wahrscheinlich einen Altar errichten. Das wollen wir natürlich vermeiden, und ich bin ganz zuversichtlich.

Worauf begründet sich Ihr Optimismus?

Wären wir jetzt Dritter oder Vierter geworden, hätte ich Bedenken gehabt. Aber wir haben gewonnen, obwohl wir wirklich kein gutes Rennen fuhren. Nach 250 Metern waren wir nur Achter, ehe wir im Endspurt noch an allen vorbeigefahren sind. Das lässt uns hoffen.

Wie sieht in nächster Zeit das Training für die Weltmeisterschaften aus?

Jetzt sind wir eine Woche zu Hause in Potsdam. Dann fahren wir für eine Woche ins Trainingslager nach Kienbaum, wo wir uns nochmal für die Ausdauer richtig schinden müssen. Anschließend können wir nochmal ein paar Tage zu Hause Luft holen, ehe es zur UWV (Unmittelbare Wettkampfvorbereitung/d. Red.) nach Duisburg geht.

Das Interview führte Michael Meyer

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