Landeshauptstadt: Nicht nur bei Kindern beliebt
Die Berufsfeuerwehr feierte ihr 150-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür
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Die Rettung kam aus der Luft: Dicht an dicht standen die Menschen Samstagvormittag auf der Humboldtbrücke an der Holzmarktstraße, um das Löschen eines Bootes und die Aufnahme von Schiffbrüchigen zu verfolgen. 2000 Liter Wasser fasst das sogenannte Bambi Bucket, das am Polizei-Helikopter hängt. „Wenn der das gesamte Löschwasser aufs brennende Boot schüttet, würde es untergehen“, sagte Rainer Schulz, der die Übung am Tag der offenen Tür der Potsdamer Berufsfeuerwehr fürs Publikum kommentierte. Der Pilot dosiert eine geringe Wassermenge punktgenau auf den Brandherd und versprüht das übrige im weiten Bogen über der Havel. Mit einem Hechtsprung erreicht ein Retter den hilflos im Wasser treibenden Schiffbrüchigen, ein Hubschrauber der Bundespolizei lässt die Rettungsschiene, mit deren Hilfe er in den Helikopter gelangt, herunter.
Thomas Hochstein ist der Pilot des Hubschraubers. Was für die Zuschauer so reibungslos aussieht, fordert viel Konzentration. „Die nahe Brücke birgt immer die Gefahr eines Hindernisses“, sagt Hochstein. Das Spektakel lockte am Samstag nach Veranstalterangaben insgesamt rund 10 000 Besucher.
Auf dem Boden steuert Roland Ladwig ein imposantes rot-silbernes „Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug“. Der 56-jährige Ladwig muss unter anderem mit einem Kran zurechtkommen und mit der Drehleiter sowie die Feuerlösch-Kreiselpumpe bedienen. „Es gehört Übung dazu“, sagt der Feuerwehrmann, der seit 37 Jahren dabei ist.
Der Feuerwehrmann gilt nicht nur unter Kindern als Lieblingsberuf: Auf die derzeit ausgeschriebenen drei Stellen kommen 120 Bewerber, erklärte Bereichsleiter Rainer Schulz. Voraussetzung für eine Karriere als Brandschützer sei eine abgeschlossene Ausbildung in einem Handwerksberuf oder im Sanitätsdienst. Die Bewerber müssen unter 30 Jahre alt sein.
Wer den Auswahlprozess erfolgreich überstanden hat, geht für neun Monate zur Landesfeuerwehrschule nach Eisenhüttenstadt und macht anschließend eine Sanitäterausbildung. Danach winkt die Besoldungsgruppe A7 mit mindestens 1850 Euro Monatsgehalt. Ein Einsatz als „Maschinist“ komme erst nach einigen Erfahrungsjahren infrage. Wie Roland Ladwig bemerkt, sei der Beruf zunehmend für Frauen interessant.
Die Potsdamer Feuerwehr hatte aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens nach Meinung vieler Gäste ein „Super-Programm“ geboten. Unterstützung kam von 15 Freiwilligen Feuerwehren. So hatte die Freiwillige Wehr Fahrland mit 25 Leuten die Versorgung mit Erbsensuppe und Bratwurst übernommen. Ein überraschend aufreibender Job. Chefkoch Christoph Thiel: „Wir haben schon ab 5.30 Uhr gekocht“. An der Feldküche bildeten sich zur Mittagszeit Menschenschlangen. Feuerwehr-Veteran Thiel, trotz des großen Ansturms nicht aus der Ruhe zu bringen, schaut um 12.45 Uhr in den Kessel und sagt: „Wir wollten 500 Portionen, die schaffen wir“. Eine halbe Stunde später: „Wir haben unsere Reserve reingekippt und sind jetzt bei 600.“ Panzerfäuste und -raketen, Bomben, Handgranaten und andere Waffen waren die Utensilien am Stand des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, einer Einrichtung des Landes. Der für Potsdam zuständige Truppführer Mike Schwitzke erklärt anhand einer Luftaufnahme der britischen Royal Air Force vom 14. April 1945, wo noch Bomben gefunden werden könnten. So werden am Alten Markt zwei „Räumstellen“ vermutet. „Nahezu alle Bomben enthalten funktionsfähige Zünder“, erklärt der Sprengmeister. Weiträumige Evakuierungen seien daher in jedem Falle notwendig. Die Feuerwehr stehe während der Entschärfungen in Bereitschaft.
Günter Schenke
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