Landeshauptstadt: Nicht nur Gutes von der Platte
Potsdam hat in Neubaugebieten kaum Leerstand, Probleme gibt es trotzdem
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Potsdam hat in Neubaugebieten kaum Leerstand, Probleme gibt es trotzdem „Wir trauen uns gar nicht, öffentlich darzustellen, wie gering der Leerstand in unseren Plattenbaugebieten ist“, sagt Elke von Kuick-Frenz. Die Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bauen zeigte sich gestern in einem Pressegespräch sichtlich stolz, dass es in den Neubaugebieten aus DDR-Zeit vorangegangen ist, und dass sich die Wohnzufriedenheit der Bewohner um die siebzig Prozent bewegt. Dabei ist klar: Ohne die Aktivitäten der Wohnungsunternehmen, die den größten Teil der Plattenabauwohnungen saniert haben, sähe es heute anders aus. Denn die „Platte“ an sich ist nicht schlecht, vielmehr muss ihr Bestand erhalten und das Wohnumfeld verbessert werden. Seit 1994 hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit Stadtkontor die Wohnsiedlungen des ehemaligen komplexen Wohnungsbaus betreut. Zwei davon, am Stern und Drewitz, wurden zu einer „Förderkulisse“ zusammengefasst. 14,6 Millionen Euro öffentlicher Mittel flossen bisher in die Wohnumfeldverbesserung, 2,3 Millionen aus dem Programm „soziale Stadt“ und 290000 Euro aus dem Programm „Zukunft im Stadtteil“. Den Löwenanteil erhielt mit 10,2 Millionen Euro der Stern, 6,5 Millionen bekam der Schlaatz, die Waldstadt muss mit 730000 Euro auskommen. Trotz der sichtbaren Verbesserungen in den Neubaugebieten, in denen von den Bewohnern der Kernstadt fast jeder zweite Potsdamer wohnt, gibt es noch viel zu tun. Kuick-Frenz verweist auf das Problem mit den so genannten „Schnippelflächen“. Diese unsägliche Situation solle in den Neubaugebieten möglichst schnell der Vergangenheit angehören. „Wir können die Schnippelflächen nur noch in geringem Maße pflegen“, beschreibt die Beigeordnete das Hauptproblem. Die Stadt muss sich also mit den Wohnungsunternehmen einigen, damit diese einige Flächen durch Ankauf übernehmen. Dazu gehören auch Stichstraßen, deren Instandhaltung von der Stadt schlechterdings nicht verlangt werden kann. Ein weiteres Problem besteht bei der Instandhaltung der Durchgangsstraßen. Hier zeigt sich die Beigeordnete recht hilflos, denn es sind keine Fördermittel für die Straßensanierung aufzutreiben. Wenn aber die Sanierung der Betonplatten auf eigene Verantwortung erfolgt, sind am Ende Anliegerbeiträge fällig. Die Wohnungsunternehmen dürften dann versuchen, die Kosten hierfür auf die Bewohner abzuwälzen, was erhebliche Widerstände erwarten lässt. Bei der Wohnumfeldverbesserung fällt insbesondere der gute Zustand der Kindereinrichtungen auf. Aufgrund der knappem Kita-Plätze in der Innenstadt und der ausgedehnten Freiflächen der Kitas in den Neubaugebieten, bringen zunehmend Eltern „von außerhalb“ ihre Kinder in den Plattengebieten unter. Sorge bereitet der Beigeordneten die demographische Entwicklung. „Spitzenreiter“ bei der Zahl der über 65-Jährigen ist mit fast 40 Prozent die Waldstadt I. „Wir müssen verstärkt junge Familien für die Neubaugebiete interessieren“, sagt sie. Ein latentes Problem stellt auch die Konzentration von Ausländern am Schlaatz dar. Laut Statistik sind es derzeit 8,9 Prozent der 8000 Bewohner, doppelt soviel als anderswo. Das Zusammenleben sei bisher problemlos, berichtet von Kuick-Frenz. „Ich nehme das als Zeichen, dass die Potsdamer tolerant und integrationsfähig sind.“ Günter Schenke
Günter Schenke
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