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Selten so wenig gelacht: Comedian Matze Knop trat im Lindenpark auf.

© O. Dietrich

Landeshauptstadt: Nicht witzig

Der Comedian Matze Knop schaukelte sich mit seinem Programm „Platzhirsche“ und billigem Humor durch einen Abend im Lindenpark

Stand:

„Platzhirsche“ hieß das Programm von Matze Knop am Samstag im Lindenpark, und es ging ihm hauptsächlich um den Fußballplatz: Der 38-jährige Comedian ist eng mit dem Fußball verbunden, und so war es auch nicht verwunderlich, dass die Mannschaft von Turbine Potsdam zu seinem Programm erschienen war. Was man Knop lassen muss: Er ist ein hervorragender Imitator der Fußballgrößen, was er auch unter Beweis stellte, als er in die Rollen von Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus oder Jürgen Klopp schlüpfte. Allerdings sollten das auch die einzigen Highlights bleiben.

Der Rest des Programms blieb leider unterirdisch und bediente sämtliche ausgelutschte Klischees, denen Knop habhaft werden konnte. Reiner Calmund als Fresssack wieder und wieder durch den Kakao zu ziehen war nicht besonders originell, Westerwelle und Wowereit in die Schwulenfalle laufen zu lassen war schon grober homophober Unfug. Das Publikum lachte trotzdem, irgendwie schien der schenkelklopfende Haudraufhumor zu zünden. Nun ist es durchaus erlaubt, mit Humor Grenzen auszuloten – Knop versuchte das aber nicht mal. Und billige Witze auf Kosten Einzelner im Publikum, denen er ungefragt das Mikrofon unter die Nase hielt, können nicht das Maß der Dinge sein; Schadenfreude funktioniert eben immer.

Dennoch ging Knop an vielen Stellen einfach zu weit. Wenn er „ukrainische Prostituierte“ als Tautologie bezeichnet, also als Doppelkonstruktion, benutzt er gezielt fremdenfeindliche Elemente, die sich in das von ihm gezeichnete Bild von der deutschen Fußballmannschaft als der besten in Europa einfügen. Und Mesut Özil als Videoschnipsel in einer Augenklinik zu zeigen – „wenn der hinfällt, kann der sich mit seinen eigenen Augen abstützen“ – oder Lothar Matthäus, Reiner Calmund und Boris Becker bei der „Schleuderhotline Olga Machslochoff“ anrufen zu lassen, sorgte eher für ein seltsames Gefühl des Fremdschämens.

Dabei hätte Matze Knop durchaus Gelegenheit gehabt, seine Prototypen subtiler auszuloten. Seine Interpretation von „DJ Hacke“ etwa, der Kölner Prolet, der auf Mallorca lebt, geriet zu einer ballermannesken Oktoberfeststimmung, in welcher er das Publikum zu Schlagerklängen mitklatschen ließ. Knop wirkt dabei wie ein kichernder, hyperaktiver Animateur, der darum bemüht ist, seine Witze auf einen für jedermann verständlichen Humor zu drücken. Endlose Kalauer über Pupsen zu machen zeugt aber nicht gerade von Innovation. Oder der: „Ist Turbine Potsdam eigentlich ein arabischer Verein? Dann heißen die Männer ja Turban Potsdam. Und ihr wärt Burka Potsdam.“ Finden Sie mal die Stelle zum Lachen.

Das Problem an Knops Programm sind aber nicht die Witze an sich, die sind uralt und tausendmal gebracht worden. Viel bedenklicher ist, dass er sie unreflektiert einem Publikum überlässt, das sich köstlich darüber amüsiert, dass der designierte Bayern-München-Trainer Pep Guardiola nur ein Sangria trinkender Siestahalter oder Christoph Daum perfekt als Trainer einer schwulen Fußballmannschaft sei. Und auch für das eigentlich von Mario Barth abgesteckte Mann-Frau-Ressort ist sich Knop nicht zu schade: Er bedient sich einfach aller Elemente, die zu einem dümmlichen Witz verwurstet werden können. Selten so wenig gelacht. Oliver Dietrich

Oliver Dietrich

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