Landeshauptstadt: Nichts fließt mehr
Neues Wasserkonzept soll Hirtengraben vor dem Austrocknen bewahren
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Kirchsteigfeld - Gestank, Ungeziefer und sogar Ratten sind nach Aussage von Landschaftsgärtner Michael Sonnenburg die Folgen der stetigen Verlandung des Hirtengrabens und des Teiches, in den er mündet. Anwohner des Kirchsteigfelds berichten, dass bereits seit den frühen 1990er Jahren kein Wasser mehr vom Güterfelder See und den umliegenden Rieselfeldern zufließt, so dass sich Graben und Teich mittlerweile zu stehenden Gewässern entwickelt hätten. Während der Hitzewellen der vergangenen Sommer sei das Biotop so stark ausgetrocknet, dass viele der großen Karpfen verendeten.
Um die Wohnqualität im Kirchsteigfeld zu erhalten, forderte die Stadtverordnete Jana Schulze (Linkspartei.PDS) Ende vergangenen Jahres die Stadtverordnetenversammlung (SVV) dazu auf, ein neues Wasserkonzept für Potsdam zu erarbeiten. Damit könne man im von der Stadt ausgerufenen „Jahr des Wassers“ auch auf langfristige klimatische Veränderungen reagieren, so Schulze. Ob ein neuer Wasserplan tatsächlich notwendig ist und was dieser gegebenenfalls vorsehen würde, berate zur Zeit ein Fachausschuss. Zur Behebung der Wasserknappheit im Hirtengraben wird unter anderem erwogen, Wasser aus der Nuthe zuzuführen. Zwar besteht bereits eine Verbindung zu dem nahe gelegenen Fluss, doch müsste deren Fließrichtung mittels Pumpen umgekehrt werden. Nicht nur Anwohner, sondern auch Norbert Praetzel vom Grün- und Verkehrsflächenamt der Stadt befürchten „horrende Kosten“, sollte sich diese Option durchsetzen. Näheres müsse aber ein Gutachten klären.
Neben dem Hirtengraben seien noch weitere Kleingewässer in der Umgebung von Verlandung bedroht, so Bodo Schwiegk, Abteilungsleiter im brandenburgischen Landesumweltamt. In den letzten 40 Jahren sei der Grundwasserspiegel in der Region um fast einen Meter abgesunken. Schwiegk sieht allerdings keinen Handlungsbedarf – vielmehr sei durch den Wegfall der Rieselfelder, mit denen zuvor Abwässer aus Berlin entsorgt wurden, nun der natürliche Zustand des Gebiets wiederhergestellt.FvH
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