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Landeshauptstadt: Nichts „Steriles“ für die Mitte

Alte Fahrt: Ausschuss will Architektenwettbewerb

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Innenstadt - Ein kombinierter Architekten-Investoren-Wettbewerb für eine Bebauung der Alte-Fahrt-Adressen Humboldtstraße 1 und 2 wird es vorerst nicht geben. Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) scheiterte am Dienstagabend mit einem entsprechenden Antrag, der nach dem Willen der Ausschussmitglieder bis zum Vorliegen des Leitbautenkonzepts im Juni 2010 zurückgestellt wird. Der Antrag würde einen Beschluss der Stadtverordneten von 2009 außer Kraft setzen, wonach für die beiden Grundstücke, auf der bis 1945 das Palasthotel stand, ein zweistufiger Architekten-Wettbewerb ausgelobt werden soll.

Gegen diesen sprach sich Klipp vehement aus. Der Baubeigeordnete warb für einen Wettbewerb, bei dem – ähnlich wie bei der Ausschreibung für das Stadtschloss – neben der architektonischen Lösung zugleich auch nach einem Investor gesucht wird. So ein Wettbewerb „reduziert die möglichen Entwürfe auf die baubaren Entwürfe“. Klipp: „Dieser Filter ist gewollt.“ Hintergrund ist der Wunsch der Verwaltung, einem Investor nicht bereits einen fertigen Architekten-Entwurf vorzusetzen, den dieser nur noch zu realisieren hat, da die Stadt auch mit hohen Erlösen aus dem Verkauf der Grundstücke rechnet. Klipp mahnte: „Wir wollen für die Humboldtstraße 1 und 2 einen Kaufpreis erheben.“

Für einen reinen Architekten-Wettbewerb sprach sich dagegen der Präsident der brandenburgischen Architektenkammer, Bernhard Schuster, aus. Ein kombinierter Architekten-Investoren-Wettbewerb sei „eine Verfahrensart, die es gar nicht gibt“. Potsdam solle das Selbstbewusstsein aufbringen, sicher zu sein, dass sich auch mit einem fertigen Architekten- Entwurf ein Investor finden werde, der diesen bauen will. Christian Seidel (SPD) erklärte, bei einem kombinierten Wettbewerb bestehe die Gefahr, dass „etwas Steriles“ entsteht. Bei allzu starken Vorgaben wisse er nicht, „wo da noch die Fantasie der Architekten herkommen soll“. Was die Umsetzbarkeit der Entwürfe angeht, glaubt Seidel: „Architekten sind auch von dieser Welt.“

Vergeblich kämpfte Klipp um seinen Vorschlag: Investoren einen fertigen Lieblingsentwurf der Potsdamer aufs Auge zu drücken, hieße mit Luther gesprochen, „einen fremden Arsch zu suchen, mit dem es sich vortrefflich durch die Hölle reiten lässt“. Guido Berg

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