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ATLAS: Nichts von Dauer

Peter Könnicke vermisst nachhaltigen Protest

Stand:

Aus traurigem Anlass hatte Potsdam gestern seinen „Ostermarsch“. Nach dem brutalen Überfall auf einen gebürtigen Afrikaner demonstrierten gestern spontan über 400 Menschen gegen Rassismus und rechte Gewalt. Staunend und neugierig nahmen am frühen Abend die letzten Oster-Gäste in der Stadt den Protestzug überwiegend junger Linker zur Kenntnis. Vielleicht werden die Touristen am Abend in den Nachrichten noch den Grund der Demonstration erfahren haben, vielleicht lesen sie es heute in ihrer Zeitung. Potsdam macht Schlagzeilen. Und es sind keine guten, die sich in den vergangenen Monaten in der Landesmetropole, in der Stadt der Toleranz, gehäuft haben. Linke prügeln Rechte, Rechte treten Linke halb tot, Gerichtsprozesse werden zu Szene-Aufläufen, Pressefotografen geben Fotos nur noch anonym frei.

Der Tatort, an dem am Sonntag der dunkelhäutige Potsdamer bis ins Koma geprügelt wurde, ist keine 500 Meter vom Luisenplatz entfernt, wo sich in wenigen Wochen die Ukraine zur Fußball-Weltmeisterschaft präsentieren will. „Zu Gast bei Freunden“ heißt es dann. Ist das so? Die gegenwärtigen Schlagzeilen sind alles andere als ein freundlicher Willenkommensgruß. Gestern hat die linke Szene spontan demonstriert. Politiker haben und werden sich zu Wort melden, Kommentatoren werden Kommentare wie diesen schreiben, Gerichte werden hoffentlich harte Urteile fällen. Was fehlt, ist ein dauerhaft spürbares Klima gegen Gewalt und für Toleranz in dieser Stadt. Gründe, ein solches zu schaffen, gibt es längst genug.

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