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Landeshauptstadt: Nichts wächst zusammen

3. Architekturgespräch zu Wohngebieten Stern, Drewitz, Kirchsteigfeld: Verbindung der drei Stadtteile problematisch / Kritik an Baumarktplänen

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Am Stern – Zumindest auf dem Papier gehören die Wohngebiete Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld zusammen. Sie bilden den so genannten „Sozialraum 5“, wie Kathrin Feldmann von der Stadtkontor GmbH die Teilnehmer des 3. Architekturgespräches Montagabend aufklärte. Die Brandenburgische Architektenkammer hatte ins Mercedes-Autohaus eingeladen, um über die Möglichkeiten des Zusammenwachsens der drei Wohngebiete zu diskutieren.

Nichts wächst zusammen – das konnten die Teilnehmer der Runde als Erkenntnis mit nach Hause nehmen. Der Cottbuser Architekt Frank Zimmermann verkündete am Ende seine logisch klingende Außensicht: „Wenn die Verbindung der drei Wohngebiete in den letzten 15 Jahren nicht gelungen ist, dann wird es in den nächsten 30 Jahren auch nicht gelingen.“

Zuvor hatte Rob Krier, geistiger Vater und Leiter des Architektenteams beim Bau des Kirchsteigfeldes, verkündet, was er mit diesem größten Neubauvorhaben nach der Wende beabsichtigte: „Ich wollte ein kleines Städtchen für 10000 Leute bauen.“ Als Beispiel einer deutschen Stadt könne er das Reißbrettstädtchen jungen Architekten aber heute nicht vorführen, bekannte er. Das dazu gehörende Gewerbegebiet sei nämlich nicht gebaut worden und die Errichtung des benachbarten Stern-Centers habe den Handel kaputtgemacht. So steht das Kirchsteigfeld heute in sich abgeschlossen aber isoliert da. Früher sprach man von Schlafstadt.

Mit dem Stern und Neu-Drewitz ist es nicht anders. Stadtverordneter Rolf Kutzmutz (Linkspartei.PDS): „Wir können Brücken bauen, aber Drewitz bleibt vom Stern immer durch die Nuthestraße getrennt. Kutzmutz, der früher Vorsitzender des Bauausschusses war, macht die Stadtverordneten-Mehrheit und die Verwaltung dafür verantwortlich, dass aus dem für das Zusammenwachsen geeigneten Projekt eines Freizeitparkes mit Spaßbad auf der „Stern-Brache“ nichts wurde. „Die Förderung des Bades am Brauhausberg ist doppelt so hoch wie die damalige Investition in den Freizeitpark“, argumentierte er. Und seine Genossin Brigitte Oldenburg machte die Stadtplaner im Rathaus für die Misere verantwortlich. „Jetzt will sich die Stadtverwaltung von einem Baumarkt überrollen lassen“, kritisierte sie das jüngste Nutzungskonzept für die Brache. Die Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bauen, Elke von Kuick-Frenz, musste angesichts so massiver Vorwürfe sichtlich schlucken. „Ich laufe nicht mit der Baumarkt-Fahne in Potsdam herum“, verteidigte sie sich, aber die Verwaltung dürfe doch wenigstens prüfen, wenn sie ein solches Projekt auf den Tisch bekomme. Schließlich müsse sie sich „der Realität stellen“ und wer weiß, ob der Baumarkt nicht auch eine Chance sein könne, aus dem Areal etwas Vorteilhaftes für den Stadtteil zu machen.

„Gegenwärtig besteht das Ziel darin, die Sachen zu erhalten, die in den letzten Jahren geschaffen wurden“, sagt Feldmann, die dabei vor allem an die sozialen Einrichtungen denkt. Und auch Carsten Hagenau äußert sich namens der Wohnungsunternehmen, die über siebzig Prozent der Plattenbauten saniert haben, ähnlich.

Aus den Erfahrungen des Cottbuser Architekten mit Abrissen von DDR-Neubaublöcken in Größenordnungen bis 10000 Wohnungen, ist abzuleiten, wie gut die Potsdamer Unternehmen dastehen, wenn das Geschaffene erhalten bleibt und die Platte auch in Zukunft voll bewohnt ist. Dass darüber hinaus Wünsche bestehen, das Leben am Stern noch lebenswerter zu machen, brachte Helga Hefti von der Bürgerinitiative zum Ausdruck. Leider liege das so hoffnungsvoll begonnene Projekt des „Campus am Stern“, das den Schulstandort an der Galileistraße und darüber hinaus das Wohngebiet aufwerten sollte, auf Eis, kritisierte sie.

Günter Schenke

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