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Schlagfertig: Ida Kähne ist nun 105 Jahre alt geworden.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Nie Aspirin, wenig Alkohol und viel laufen Zweitälteste Potsdamerin feierte 105. Geburtstag

Ungeduldig blickt Ida Kähne in die Runde. Am liebsten würde sie sofort runter und mit ihren Nachbarn bei Kaffee und Kuchen feiern.

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Ungeduldig blickt Ida Kähne in die Runde. Am liebsten würde sie sofort runter und mit ihren Nachbarn bei Kaffee und Kuchen feiern. Dass gleich der Oberbürgermeister vorbeikommt, um ihr zu gratulieren, glaubt sie nicht so richtig. Als dann aber Jann Jakobs tatsächlich mit Blumen vor ihr steht, lächelt sie sehr stolz. Einen Kaffee möchte sie trotzdem nicht mit ihm trinken, da bevorzugt sie doch die Gesellschaft ihrer Freunde.

Am Donnerstag wurde Ida Kähne stolze 105 Jahre alt und ist damit die zweitälteste Potsdamerin. Wer genau der älteste Bürger Potsdams ist, darüber konnte die Pressestelle der Stadt am Freitag keine Auskunft geben.

Ida Kähne wurde am 29. Mai 1909 in Brandenburg an der Havel als Ida Weber geboren. Sie arbeitete dort bis zu ihrem 60. Lebensjahr in der Altenburger Wollspinnerei. Mit ihrem Mann Paul Kähne, der 1972 verstorben ist, hatte sie eine Tochter und einen Sohn, die aber beide nicht mehr am Leben sind. „Unser Vater ist 1965 beim Baden ertrunken“, erzählt die heute 52-jährige Berinice Gehrmann, eine der Enkelinnen. „Und unsere Tante starb 2012 an Krebs. Das waren schon harte Schicksalsschläge.“ Trotzdem habe Ida Kähne ihren Lebensmut nicht verloren. „Sie ist eigentlich nie so richtig unzufrieden“, so Gehrmann, die den Hort „Feldmäuse“ im Kirchsteigfeld leitet. „Es ist ihr nach wie vor wichtig, soziale Kontakte zu pflegen und das Leben zu genießen.“ Nach Potsdam zog die alte Dame erst mit 88 Jahren und meisterte ihr Leben bis zu ihrem 95. Lebensjahr selbstständig. Erst nach einem Schlaganfall zog sie in die Robert-Koch-Straße in Babelsberg, wo sie von Pflegern unterstützt wird. Kähne hat drei Enkelinnen, von denen eine in Thüringen wohnt, und vier Urenkel, von denen die jüngste 18 und der älteste 36 Jahre alt ist. Der Kontakt zueinander sei erst wirklich intensiv geworden, als Kähne nach Potsdam gezogen ist. Inzwischen bekommt sie wöchentlich Besuch von der Familie, die mit ihr einkaufen geht oder Ausflüge macht.

Und auch wenn sie im Rollstuhl sitzt – die 105-jährige ist um schlagfertige Antworten nicht verlegen. „Letztens fragte sie eine etwas wohlbeleibtere Schwester, was es denn zum Essen gebe“, erzählt die Enkelin. „Als diese ‚Dicke Rippchen’ antwortete, sagte unsere Oma: ‚Aber die sind doch hoffentlich nicht von Ihnen!’ Und so was hat sie öfter drauf.“

Einer offiziellen Gratulation durch die Stadt hat Ida Kähne diesmal auch nur zugestimmt, wenn der Oberbürgermeister persönlich vorbeikommen würde. „Wir haben ihr dann erst kurz vorher gesagt, dass Herr Jakobs kommt“, so Gehrmann lachend. „Und selbst da hat sie nur abgewunken und gesagt, dass ja sonst auch immer nur die Vertretung gekommen sei.“

In 105 Jahren hat Kähne eine Menge Geschichte miterlebt, doch darüber sprechen mag sie nicht gerne. Auch ihren Enkeln gegenüber äußert sie sich nicht über ihre Erlebnisse.

Dafür verriet sie ihrem 28 Jahre alten Urenkel Tim Gehrmann aber das Geheimnis ihres hohen Alters: Niemals Aspirin nehmen, wenig Alkohol trinken und sehr viel laufen. „Außerdem meinte sie, dass sie erst mit 96 Jahren das erste Mal Nudeln gegessen hätte“, erzählt er und lacht. „Vielleicht ist das der ganze Trick.“ S. Kugler

S. Kugler

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