Sport: „Nie so das typische Mädchen“
Daniela Schlott vom USV Potsdam steht vor ihrer zweiten Teilnahme an einer Frauenrugby- EM: Morgen entscheidet sich der Bundestrainer
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Ausgerechnet das: Intensives Trainingsspiel mit den Männern, vielleicht etwas zu übereifrig an den Gegner gegangen – Außenbandriss. Und ausgerechnet vor diesem Wochenende, denn das hatte sich Daniela Schlott ganz anders vorgestellt. Auf Einladung des Frauenrugby- Bundestrainers sollte sie am entscheidenden Lehrgang in Heidelberg teilnehmen, und bei dem wird es immerhin um die Nominierung für die 15er-Europameisterschaft im Mai in Kroatien gehen.
Getrübt ist die Stimmung bei Daniela Schlott dennoch nicht, denn trotz Verletzungspech hat die Regionalliga-Spielerin des USV Potsdam noch immer beste Chancen auf ein EM-Ticket. „Der Trainer hat gesagt, dass er sich am Sonntag bei mir meldet“, sagt die 28-Jährige. „Meine Leistung kennt er ja, und bis zur EM ist das Ganze auch wieder verheilt. In jedem Fall würde ich mich riesig freuen, ich habe allerdings auch einen großen Respekt vor einem Einsatz dort.“ Das ist verständlich, denn in der Regionalliga wird übers Jahr in Siebener-Formation gespielt. Mit halb so viel Spielerinnen, wie es bei der EM in Kroatien der Fall sein wird, muss jede einzelne automatisch schneller agieren und „blickiger sein“, wie sie es beschreibt.
Die Umstellung wird also groß sein, aber auch das sieht die gebürtige Berlinerin eher locker. Denn irgendwie ist ihr die Sportbegeisterung mit in die Wiege gelegt worden. Während Vater Lothar aktiver Handballer war, zählte Bruder Denis bis zu seinem schweren Unfall zur deutschen Nationalauswahl der Schwimmer. „Das habe ich mir immer zum Vorbild gemacht“, erzählt Daniela Schlott. „Meinen Kindern und Enkeln einmal erzählen können, dass ich in der Nationalmannschaft gespielt habe, ist doch eine tolle Sache.“ Bis es soweit war, sollte es allerdings seine Zeit dauern. Als Handballerin wurde sie im Wendejahr mit ihrem Team letzte Berliner Vizemeisterin der DDR und wechselte anschließend zum Flossenschwimmen. Altersklassenrekord, Berliner und Deutscher Meistertitel – auch im Wasser setzte sie sich an die Spitze.
Der Wechsel zum Rugby war dann allerdings eher ein Zufall. Als an der Potsdamer Uni, wo Daniela Schlott Sport und Erdkunde als Lehramt studiert, 2002 Interessentinnen für die Gründung einer Frauenrugby-Mannschaft gesucht wurden, sagte sie sofort zu. „Anfangs wollte ich eigentlich nur einen Leistungsschein haben. Aber darum ging es schon sehr bald gar nicht mehr“, erzählt sie. Und die Härte? „Ich war noch nie so das typische Mädchen. Bin eben mit vielen Jungs groß geworden.“ Bereits 2005 sollte die Einladung ins Nationalteam kommen. Die Siebener-EM in Frankreich war der erste große Einsatz in den Nationalfarben, und gegen England und Wales, aber auch gegen Schweden und die Gastgeberinnen taten sich deutliche Klassenunterschiede auf. Auf dem Platz und bei der Ausrüstung. Denn mit Trikottausch war bei der spärlichen Ausstattung des deutschen Teams kaum etwas möglich. „Ich hätte meine Sachen aber eh nicht hergegeben“, tröstete sich Daniela Schlott. „Dazu hän- ge ich viel zu sehr an den schönen Erinnerungen.“ Von denen will sie noch jede Menge mitnehmen. Vorerst bei der EM in Kroatien, und womöglich auch bei den Olympischen Spielen 2012 in England, wenn es im Frauenrugby vielleicht ein Show-Turnier geben wird. Und so hat sich die begeisterte Sportlerin ein klares Ziel gesteckt: „Jung genug bleiben, um bei der Eröffnungsveranstaltung mit unten zu stehen.“
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