Sport: Niederlage per Elfmeter
Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 verlor gestern daheim gegen Dynamo Dresden mit 0:1
Stand:
Der Mann ist mit 63 Jahren immer noch ein Pulverfass. Gestern um 15.16 Uhr platzte Eduard Geyer der Kragen – der Coach des Fußball-Regionallisten Dynamo Dresdens schleuderte wütend sein Notizbuch gegen die Bande des Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadions und stieß seinen Trainerstuhl um. Gerade hatte Stürmer Thomas Bröker eine Riesenchance gegen Gastgeber SV Babelsberg 03 vergeigt. Er war rechts in den Strafraum eingedrungen, hatte Nulldrei-Keeper Carsten Busch schon ausgetanzt und schob dem Torhüter dann doch völlig unbedrängt das Leder in die Arme (61.). Geyer war außer sich und wurde später ausgerechnet durch Bröker versöhnt, der sich nach einem Einwurf von links im SVB-Strafraum von Babelsbergs Verteidiger Martin Neubert foulen ließ. „Das haben die clever gemacht“, sagte SVB-Trainer Dietmar Demuth dazu. Dresden bekam einen – berechtigten – Elfmeter und Ivo Ulich verwandelte vom Strafstoßpunkt aus flach zum 1:0 (0:0)-Sieg für die Gäste (77.). Die verbesserten sich damit in der Tabelle um vier Plätze auf Rang sechs und lassen ihre Fans weiter vom Aufstieg in die zweite Liga träumen. „Meine Lieblingsecke ist links. Aber weil Babelsbergs Kapitän vorm Elfmeter mit seinem Torwart flüsterte, rechnete ich mit einem Tip von ihm und habe deshalb in die rechte Ecke geschossen“, erzählte Ulich. Busch war in die andere Ecke gehechtet.
Geyers eingangs geschilderte Reaktion zeigte, wie sehr er und seine Mannschaft unter Druck stehen: Für Dynamo zählte gestern nur ein Sieg, aber Babelsberg verhinderte vor 4893 Zuschauern lange einen Rückstand. Die Innenverteidigung stand sicher, Busch wurde zunächst nur mit Kopfball-Rückgaben seiner Mitspieler Björn Laars (6.), Martin Neubert (11.) und Tom Mauersberger (13.) geprüft. Dresden legte zwar los wie die Feuerwehr und dominierte, blieb im Abschluss aber zu ungenau. Nur kurz vorm Pausenpfiff wurde es brenzlig, aber Busch kratzte einen 18-Meter-Freistoß Pavel Davids noch aus dem rechten Winkel (43.).
Auch nach dem Seitenwechsel, als die Gastgeber energischer gegenhielten, klärte Babelsbergs Schlussmann mit einer Glanzparade gegen Bröker (54.), köpfte Slavomir Lukac einen Stocklasa-Schuss noch von der Torlinie (73.). Auf der Gegenseite zupfte Ronny Nikol im Dynamo- Strafraum den einschussbereiten Julian Prochnow am Trikot nach unten (49.), ohne dass Schiedsrichter Georg Schalk (Augsburg) dies ahndete. Als später SVB-Stürmer Aymen Ben-Hatira vorm Dresdner Tor zu Boden ging, sah er wegen einer Schwalbe Gelb und gleich darauf, weil er seinen Mund nicht halten konnte, Gelb/Rot (84.). „Egal, ob Elfer oder Schwalbe – so darf man nicht auf den Schieri losgehen. Wir werden das am Montag deutlich ansprechen“, erklärte Demuth später. Im nächsten Spiel am kommenden Samstag beim SC Verl werden ihm neben Ben-Hatira auch Gökhan Ahmetcik und Martin Neubert fehlen, die gestern jeweils ihre fünfte Gelbe Karte sahen.
„Das war eine unglückliche Niederlage. Mit unserer Moral hätten wir einen Punkt verdient gehabt“, meinte Nulldrei-Kapitän Patrick Moritz. Und Demuth sagte: „Am Sieg gibt es nichts zu deuteln. Es war gleich zu sehen, wer Herr im Haus ist – das war Dresden. Wir haben uns mit Geschick und Glück lange erfolgreich gewehrt, aber nicht den Druck aus Dresdens Spiel bekommen, leisteten uns zu viele Ball- und Pass-Ungenauigkeiten und waren im Offensivbereich nicht präsent.“
Eduard Geyer konnte am Ende durchatmen. „Wir hatten Glück, dass wir den Elfmeter bekamen, hätten den Sack aber vorher zu machen müssen“, erklärte Dynamos Trainer. Zur eingangs geschilderten Dresdner Großchance und seine Reaktion darauf meinte er: „Das war ja auch ein dicker Hund, da muss man den Trainer auch verstehen.“ Später dann grinste und flachste er wieder: „Vielleicht hat Bröker da ja einen Stromschlag bekommen.“
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