
© Manfred Thomas
Sport: „Niederlagen schärfen wieder die Sinne“
Hansa Rostocks Trainer Peter Vollmann über das 0:3 in Unterhaching und das Heimspiel gegen Babelsberg
Stand:
Herr Vollmann, will der von Ihnen trainierte Tabellenzweite Hansa Rostock den Kickers Offenbach nacheifern, die sich nach erst vier Punkten aus den fünf Spielen dieses Jahres immer weiter von der Tabellenspitze der 3. Fußball-Liga entfernen? Wird Hansa im letzten Drittel der Meisterschaft noch stolpern?
Nein, wir sind nicht in einer solchen Situation wie Offenbach, unsere Ausbeute ist viel besser. Wir hatten zuletzt vier Auswärtsspiele, von denen wir zwei gewannen und nur eins verloren, und haben zu Hause gegen Bremen II gesiegt. Unsere Punktausbeute ist daher so schlecht nicht.
Aber nach Rostocks 0:3 am vergangenen Samstag in Unterhaching hat sich die restliche Dritte Liga schon die Augen gerieben.
Diese Niederlage haben wir in einer Situation kassiert, in der wir in 13 Tagen fünf Spiele hatten. Das war schon eine enorme Belastung, allein, wenn man die Strecken berücksichtigt, die wir dabei zurücklegen mussten. Wir sind nach Koblenz gefahren, dann drei Tage in Ahlen geblieben, zum Spiel gegen Bremen nach Hause gekommen, einen Tag später bereits nach Aalen gereist und von dort weiter nach Unterhaching. Wir waren zwei Wochen permanent unterwegs, die Spieler waren daher müde. In dieser Woche geht es darum, nach diesen besonderen Belastungen wieder ordentlich zu regenerieren, damit wir uns gut auf Babelsberg am Samstag vorbereiten können.
Deshalb haben Sie im Landespokal-Achtelfinalspiel am heutigen Mittwoch beim Verbandsligisten Rostocker FC, das Hansa knapp mit 1:0 gewann, auch Ihre wichtigsten Stammspieler geschont.
Richtig. Die Situation war halt so, dass dieses Spiel auch noch anstand, zumal wir da auf dem knochenhart gefrorenen Platz im Volksstadion spielen mussten.
Und nun wollen Sie in der Liga wieder in die Erfolgsspur kommen.
Wir müssen nicht wieder in die Erfolgsspur kommen, weil wir gar nicht draußen waren. Wir haben ein Spiel verloren, das ist aber eine ganz normale Situation, auch für uns. Niederlagen gehören dazu und schärfen wieder die Sinne. Danach weiß man wieder, was passiert, wenn man nicht genügend Aufwand betreibt.
Das Hinspiel in Babelsberg hat Hansa mit 2:0 gewonnen – Ihre Mannschaft gilt am Samstag als klarer Favorit.
Das sagen die Tabellenplätze beider Mannschaften. Wir wissen aber alle auch, dass die Aufgabe für uns deshalb nicht einfacher wird. Man muss in jeder Partie Vollgas geben, sonst kann man in der dritten Liga kein Spiel gewinnen. Auch nicht gegen Babelsberg.
Wann haben Sie sich den SVB 03 das letzte Mal angesehen?
Wir hätten ihn gern am Dienstag in München gesehen, aber das Spiel ist ja ausgefallen. Unsere letzten Beobachtungen stammen aus Babelsbergs Spiel gegen Erfurt.
Im Interview mit den PNN vor dem Hinspiel in Babelsberg erklärten Sie, von Ihnen als neuem Hansa-Trainer werde nicht Rostocks sofortige Rückkehr in die 2. Liga gefordert. Inzwischen steht der Wiederaufstieg doch aber auf der Klub-Agenda, oder?
Wir wollen in der Rückrunde 30 Punkte holen, dann haben wir gute Möglichkeiten, oben dabei zu bleiben. Das ist unser Ziel. Mit vielen Punkten in diesem Frühjahr erhöht sich unsere Chance, es vielleicht in diesem Jahr schon zu schaffen. Es ist aber kein Selbstläufer.
Sie selbst haben auch schon bis 2012 und im Fall des Aufstiegs bis 2013 bei Hansa verlängert. Das zeigt doch, dass Sie in der Sache recht zuversichtlich sind.
Wären wir nicht optimistisch, wären wir falsch am Platz. Wir wollen uns aber immer erstmal nur auf das nächste Spiel konzentrieren und noch nicht an das Saisonende denken. Daher sehen wir jetzt auch nur Babelsberg und nicht das Spiel danach und schon gar nicht, was am Saisonende sein könnte. Damit würde man sich nur ablenken und Energie verbrauchen, die wir jetzt gegen Babelsberg benötigen.
Sportlich läuft es alles in allem sehr gut für Rostock, doch abseits des Platzes sorgen sogenannte Fans mit Ausschreitungen und Überfällen auf Journalisten für schlechte Schlagzeilen über Hansa. Belastet das auch Ihre Mannschaft?
Natürlich, weil wir selbstverständlich auch überhaupt nicht einverstanden damit sind, was passiert ist. Wir distanzieren uns ganz klar davon. Es ist ja nur ein minimaler Prozentsatz, der es immer wieder schafft, Hansa Rostock in Verruf zu bringen. 99,8 Prozent hier sind ganz friedliche Leute, die nur Fußball gucken wollen.
Babelsbergs Fans können also unbesorgt zum Spiel nach Rostock kommen?
Hundertprozentig. Wir werden uns nur leider nie ganz vor diesen 0,2 Prozent Unverbesserlichen schützen können, obwohl wir schon wieder zwei- und dreijährige Stadionverbote ausgesprochen haben.
Das Interview führte Michael Meyer.
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