Landeshauptstadt: Niemeyer-Bad: Abspecken statt Abschied
PDS scheitert mit sofortiger Kostenbegrenzung auf 31,5 Millionen Euro / Entscheidung jetzt am 22. Juni
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PDS scheitert mit sofortiger Kostenbegrenzung auf 31,5 Millionen Euro / Entscheidung jetzt am 22. Juni In zwei Wochen will der Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung entscheiden, wie viel das Freizeitbad auf dem Brauhausberg nach Entwurf des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer kosten darf. Mit neun zu sechs Stimmen wurde in der Sitzung gestern Abend ein PDS-Antrag abgelehnt, die Kosten sofort auf 31,5 Millionen Euro zu begrenzen. Damit würde sich der Niemeyer-Entwurf nicht realisieren lassen, hatte zuvor Peter Paffhausen, Geschäftsführer des Bauherrns Stadtwerke, gewarnt. Finanzbeigeordneter Burkhardt Exner hatte gesagt, eine solche Kostendeckelung bedeute den Abschied vom Niemeyer-Bad. Nun sollen die Stadtwerke am 22. Juni darstellen, wo das Bad abgespeckt werden kann und welche Effekte die Finanzierung sowohl eines Teils der Investitionen als auch des späteren Betriebs auf die Stadtwerke als städtisches Unternehmen hat. Würde der am 1. Juni vorgestellte Niemeyer-Entwurf unverändert gebaut werden, lägen die Kosten bei 48 Millionen Euro. Diese von den PNN öffentlich gemachte Zahl bestätigte gestern auch Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Paffhausen. Er betonte jedoch, das Büro von Oscar Niemeyer sei im Rahmen der Auftragsvergabe über den ursprünglichen Kostenrahmen von 31,5 Millionen Euro informiert gewesen. João Niemeyer, Neffe und engster Mitarbeiter des Stararchitekten, hatte zuvor den PNN gesagt, er sei über ein Kostenlimit nicht informiert gewesen (PNN berichteten). Das Bad könne aber billiger gebaut werden. Über die Kosten von 48 Millionen Euro sei er „genauso überrascht gewesen wie andere“, erklärte gestern Abend Stadtwerke-Chef Paffhausen. Er wies darauf hin, dass der Entwurf in Absprache mit Niemeyer bereits zweimal reduziert und vereinfacht worden sei. Wenn nun der Entwurf erneut verändert wird, müsse es „weiter ein Niemeyer bleiben“, so Paffhausen. Der Sauna- und Solebereich, der jetzt 5,9 Millionen Euro kostet, dürfe nicht gestrichen werden. „Denn damit kann Geld verdient werden.“ Für das Kinderbecken sei eine seperate Kuppel notwendig; Beschluss der Stadtverordneten sei die Sporthalle mit acht 50-Meter-Bahnen, die 7,8 Millionen Euro koste. Dazu gebe es aber die Überlegung, den Freizeitbadbereich mit den vier Kuppeln für 20 Millionen Euro zu bauen und die alte Brauhausbergbad-Halle zunächst zu behalten. Für die Stadtwerke rechnet Paffhausen mit einer Investitionssumme von zehn bis 15 Millionen Euro – der Differenz zwischen der Landesförderung in Höhe von 24 Millionen Euro oder mehr und den tatsächlichen Kosten. Sollte für die bisher als „Schmerzgrenze“ bezeichneten 39 Millionen Euro gebaut werden, würde das Freizeitbad im günstigsten Fall einen Zuschussbedarf von 87 000 Euro pro Jahr haben – dafür müssten allerdings 540 000 Besucher kommen. Im ungünstigsten Fall, wenn nur 380 000 Besucher kommen, würde der Betrieb des Bades 1,7 Millionen Euro pro Jahr kosten. Kalkuliert wird laut Paffhausen mit einem Eintritt von 7,50 Euro für drei Stunden im Freizeitbad, inklusive Saunabereich mit 13,10 Euro. SPD-Fraktionschef Mike Schubert sagte, Kosten von 48 Millionen Euro seien „indiskutabel“ und auch 39 Millionen Euro seien „für mich keine verbindliche Zahl“. Andreas Mühlberg (SPD) warnte jedoch davor, das Bad zu sehr abzuspecken. „Dann kommen die Besucher einmal und nie wieder und die Stadt hat noch höhere Kosten.“ PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, die Stadtspitze habe beim Niemeyer-Bad „von vornherein den Eindruck erweckt, dass Geld keine Rolle spielt“. Kritik daran, dass die Stadtverordneten offiziell nicht über die Bad-Kosten informiert worden seien, wies der Stadtwerke-Chef zurück. Ohne die durch die Medien verursachte „Aufregung“ hätte man „ein bis zwei Monate in Ruhe arbeiten“ können und dann eine Zahl vorgelegt. Oberbürgermeister Jann Jakobs räumte aber ein, dass ein „Teil der Irritationen“ durch „unsere Kommunikationsweise“ entstanden sei. Während Jakobs die Kosten von 48 Millionen Euro am Wochenende bestätigte, hatte Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz sie dementiert. Paffhausen bestätigte, dass Oscar Niemeyers Honorar von 600 000 Euro mit einer Erhöhung der Investitionssumme laut der Honorarordnung für Architekten steigen werde.
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