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Landeshauptstadt: Niemeyer-Bad darf 38,5 Millionen Euro kosten

Hauptausschuss legt sich unter Vorbehalt der Landesförderung fest / Paffhausen: Bad kann mit „schwarzer Null“ betrieben werden

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Hauptausschuss legt sich unter Vorbehalt der Landesförderung fest / Paffhausen: Bad kann mit „schwarzer Null“ betrieben werden Innenstadt - Das Freizeitbad nach Entwurf des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer darf höchstens 38,5 Millionen Euro kosten. Das legte gestern der Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung fest. Diese Investitionssumme entspricht der neuen Kalkulation des Bauherren Stadtwerke Potsdam, dessen Geschäftsführer Peter Paffhausen die ursprünglich 50 Millionen Euro teure Planung in der vergangenen Woche mit Architekt Niemeyer in seinem Büro in Rio de Janeiro abgespeckt hat. Derzeit gehen die Stadtwerke von einer Landesförderung in Höhe von 28 Millionen Euro aus. Sie müssten dann die Finanzierungslücke von 10,5 Millionen Euro schließen. Dennoch ließe sich mit dem Freizeitbad eine „schwarze Null“ erwirtschaften, so die Kalkulation der Stadtwerke: Bei 368 000 Besuchern pro Jahr, Einnahmen von 2,9 Millionen Euro und dem bisherigen städtischen Zuschuss von rund 400 000 Euro. Im besten Falle könnten sogar 11 500 Euro Gewinn gemacht werden. Der Beschluss des Hauptausschusses, der gegen die Stimmen der PDS fiel, gilt jedoch zunächst nur für die Planungsphase des Neubaus auf dem Brauhausberg. Wenn im September der Förderausschuss des Landes festlegt, wie viele Millionen es als Förderung der touristischen Infrastruktur dazu gibt, soll erneut entschieden werden. Sie müssen ebenfalls im September einen aktualisierten und auf seine Plausibilität geprüften Liquiditäts- und Businessplan vorlegen. Diesen Beschluss hat gestern Nachmittag auch der Stadtwerke-Aufsichtsrat gefasst. Damit könne es zwar sein, dass die bis dahin für das Bad ausgegebenen Gelder „in den Sand gesetzt“ werden, so Grünen-Fraktionschef Peter Schüler. Doch dieses Risiko sei das „ehrgeizige und reizvolle“ Projekt wert. SPD-Fraktionschef Mike Schubert sagte, die 38,5 Millionen Euro seien die absolute Maximalsumme. „Darüber darf nichts gehen.“ Die abgespeckte Version des Niemeyer-Entwurfs wird vor allem günstiger, weil der Fitness- und Saunabereich direkt am Fuße des „Kreml“ verschwunden ist. Damit werden laut Paffhausen 5,9 Millionen Euro gespart. Einziehen soll der Fitnessbereich nun ins Hauptgebäude, dessen Durchmesser um zehn Meter auf 35 Meter wächst. Die Sauna wird über drei Etagen in eine Kuppel integriert, dies kostet 1,4 Millionen Euro. 2000 Quadratmeter weniger Kellerfläche und eine einfache, rechteckige Form der Unterkellerung bringen 1,6 Millionen Euro Einsparung. Gestrichen ist die Tiefgarage, stattdessen gibt es offene Parkplätze. Das Sportbad mit acht 50-Meter-Bahnen wird schmaler, Sprung- und Nichtschwimmerbecken kleiner. Die Höhe des Sprungturms bleibt gleich. Damit sei das Sportbad weiter wettkampffähig, so Paffhausen. Um die Hälfte auf jetzt 400 Quadratmeter drastisch reduziert sind die Wasserflächen im Außenbereich; die Saunalandschaft im Freien ist gestrichen. In einer Kuppel kombiniert werden Wellenbad und Rutschen; auf eine Rutsche wird verzichtet. Da die Sauna nun in eine Kuppel zieht, muss nur noch eine Küche gebaut werden, die beide Restaurants versorgen kann. Paffhausen betonte zudem, bei der hochwertig geplanten Innenausstattung gebe es „noch Reserven“. Zusammengestrichen wurden bereits die so genannten Baunebenkosten von 15 auf 11 Millionen Euro. Beispielsweise die Bauleitung könnten die Stadtwerke selbst übernehmen, erklärte Paffhausen. Mit dem Freizeitbad würden zudem 55 Arbeitsplätze geschaffen, betonte er. Die PDS war in der gestrigen Hauptausschussdebatte bei ihrer Position geblieben, die Freizeitbad-Kosten auf 31,5 Millionen Euro zu deckeln, mit diesem Vorschlag aber gescheitert. Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, ohne eine Kostenbegrenzung setze die Stadt alles auf eine Karte. Das Risiko sei groß. Dass eine 31,5 Millionen Euro-Begrenzung bedeute, das Niemeyer-Bad zu begraben, dem widersprach Scharfenberg. Sein Fraktionskollege Sigmar Krause sah es zudem als nicht bewiesen an, dass Niemeyer nicht auch einen Bad-Entwurf liefern könne, der 31,5 Millionen Euro koste. „Vielleicht gefällt ihm ja der dritte Entwurf noch besser“, meinte er in Anspielung auf die Aussage Paffhausens, Niemeyer habe die abgespeckte Variante besser gefallen als der 50-Millionen-Entwurf. Finanzbeigeordneter Burkhard Exner befürwortete das beschlossene Vorgehen. Es müsse sorgfältig gerechnet werden, sagte er. Jedoch sei eine Sanierung der Brauhausberg-Schwimmhalle nicht viel günstiger. Der städtische Anteil würde bei 6 Millionen Euro liegen – und bei Niemeyer bei 10,5 Millionen Euro.

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