Landeshauptstadt: Niemeyer sucht Rat in London
Arup-Büro soll Star-Architekten zuarbeiten / Rätselraten um Zuschlag für Ausführungsplanung
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Arup-Büro soll Star-Architekten zuarbeiten / Rätselraten um Zuschlag für Ausführungsplanung Der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer hat beim Londoner Büro „Arup“, das unter anderem über Erfahrungen beim Bäderbau verfügt, um Unterstützung zum Bau eines Freizeitbades nachgesucht. Niemeyer hatte vor einem halben Jahr den Auftrag zum Entwurf des Freizeitbades auf dem Brauhausberg angenommen, verfügt jedoch nicht über die spezifischen Erfahrungen. Der Name des seit 1963 existierenden renommierten Arup-Büros ist mit zahlreichen Projekten in der ganzen Welt verbunden. Seine Berliner Dependance war vor Jahren mit dem Bau des EVP-Firmensitzes in der Steinstraße befasst. Bei der Bewerbung um die Ausführungsplanung zum Freizeitbad zusammen mit dem Architekturbüro Kühnel und Kohlmaier war es jedoch schon bei der Vorauswahl durchs Netz gefallen. „Niemeyer hat den Auftrag angenommen und kann sich jederzeit Fachkompetenz einkaufen“, sagt der Präsident der brandenburgischen Architektenkammer, Bernhard Schuster. Vierzig Prozent der Gesamtkosten für das Freizeitbads entfielen auf die Technik, so dass diesem Part besondere Bedeutung zukomme. Schuster gehörte der Auswahlkommission für die Vergabe des Folgeauftrags an, die in der vergangenen Woche den Zuschlag erteilt hat. 92 Bewerbungen waren bei der europaweiten Ausschreibung eingegangen. Nach der anschließenden Vorauswahl wurden fünf Büros favorisiert, von denen am Freitag einem der Auftrag zugesprochen wurde. Der Name soll erst in 14 Tagen preisgegeben werden. Laut Schuster müsse die Einspruchsfrist eingehalten werden. Stadtwerkechef Peter Paffhausen hatte in der vergangenen Woche eine Erklärung zur Auftragsvergabe angekündigt. Gestern wollte er sie der Presse übergeben. Am Nachmittag ließ Paffhausen jedoch mitteilen, dass die Erklärung erst am heutigen Dienstag veröffentlicht wird. Wie Kammerpräsident Schuster informiert, kämen für den Nachfolgeauftrag nur Arbeitsgemeinschaften, die sich aus Fachleuten für den Bäderbau zusammensetzten, in Frage, also neben Architekten auch Statiker und Haustechniker mit Spezialisation für Schwimmbäder. Inzwischen steigt die Spannung auf den Entwurf von Oscar Niemeyer. Ein überarbeiteter Vorentwurf, den die Mitglieder des Auswahlgremiums und die fünf ausgewählten Bewerber um den Nachfolgeauftrag gesehen haben, hat bisher vorgelegen. Unmut hatte der Umstand hervorgerufen, dass der „VW-Hausarchitekt“ Moritz Kock mit der Absicht zu Oscar Niemeyer nach Brasilien gereist war, den Entwurf Niemeyers planerisch umzusetzen. Kock hat das VW-Designcenter an der Schiffbauergasse, das Anfang des Jahres in Betrieb gegangen ist, entworfen. Das Verfahren zur Auftragsvergabe für das Freizeitbad am Brauhausberg wird von namhaften Architekturbüros nach wie vor kritisch gesehen. So sagt Prof. Peter Arnke, dessen Büro das Stadtbad in Berlin-Schöneberg entworfen hat: „Das Verfahren ist fachlich unqualifiziert gelaufen.“ Besser wäre es gewesen, Niemeyer von Anfang an einen deutschen Planer zur Seite zu stellen. Niemeyer sei zweifellos ein anerkannter Architekt, aber deshalb sei er nicht automatisch geeignet für ein Freizeitbad in Deutschland. Das spezielle Know-how braucht er schon deshalb, damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen.
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