Landeshauptstadt: Nikolai-Engel bekommt neue Seele
Nächster Sanierungsabschnitt an der Schinkel-Kirche / Bislang kein Stiftungs-Geld in Aussicht
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Innenstadt - Füße waschen, Flügel stutzen, Finger und Zehen maniküren und insgesamt einmal durchpudern – der Engel der Nikolaikirche wird aber nicht nur äußerlich wieder hübsch, er soll auch eine neue Seele erhalten. Gestern nun wurde der dritte der Engel, die die Ecktürme des Schinkel-Baus am Alten Markt zieren, von seinem 40 Meter hohen Sockel gehoben und in die Werkstatt gefahren. Eine Komplettsanierung steht bis Weihnachten an, denn Schinkels Wünsche hat der Engel schon lange nicht mehr erfüllt – eine Zinkgussfigur, die sandsteinfarben am Himmel schimmert.
Es ist die dritte Engelsfigur der Kirche, die saniert wird. In Handarbeit wird die Figur in den kommenden Wochen von Mitarbeitern der Firma Fuchs & Girke in Ottendorf-Okrilla bei Dresden bearbeitet und wieder in den Originalzustand versetzt. Fehlstellen sollen geschlossen und das Stahlgestell, als Innenraum der Figur Seele genannt, erneuert werden.
Das Material Zink galt im 19. Jahrhundert als Material für Imitate, erklärte Gemeindegeschäftsführer Joachim Uhlig. Es sollte prunkvoll aussehen und billig sein. Inzwischen ist der Prunk verschwunden, von billig kann auch keine Rede sein. Die Kosten für die Engel-Kur seien noch nicht genau bekannt, sagte Uhlig. Der erste Engel hatte 40 000 Euro gekostet, die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel – inzwischen Stiftung Preußisches Kulturerbe – um Max Klaar hatte Spenden gesammelt. Die zweite Sanierung habe 17 000 Euro gekostet.
Bis Ende 2008 soll die Kirche komplett saniert sein, insgesamt sechs Millionen Euro werden dann ausgegeben sein. Der Preis für eine Kirchenhülle in neuem Glanz – und mit einer neuen Attraktion. Bereits in sechs Monaten soll die Aussichtsplattform in 40 Metern Höhe montiert sein, im Frühjahr 2009 werde sie laut Uhlig eröffnen. Sie sei Attraktion und Geschäft zugleich. Denn die Kirchgemeinde St. Nikolai beteiligt sich an der Sanierung des Schinkel-Baus mit mehr als zwei Millionen Euro. Die erwarteten Einnahmen aus der Plattform sollen helfen, Zinsen und Kredit zu tilgen.
Erhoffte Einnahmen aus der Vermietung von Werbeflächen hat es weniger gegeben als geplant. Diese Möglichkeit sei nun vorbei, sagte Uhlig. denn die Ausnahmegenehmigung der Stadt dafür ist im vergangenen Jahr ausgelaufen. Lange Zeit hing Werbung am Tambour der Kirche – die Stiftung Deutscher Denkmalschutz hatte daher ihre in Aussicht gestellten 50 000 Euro Unterstützung nicht ausgezahlt. Bis heute gebe es keinen Hinweis, dass noch etwas möglich sei, sagte Uhlig. Trotz erneuter Anfrage.
Insgesamt zieht sich die Sanierung des Baus seit 2002 hin. Nicht zuletzt deswegen, weil es 2004 einen Baustopp wegen fehlender Mittel der Stadt Potsdam gegeben hatte. Inzwischen zeichnet sich ein Ende ab. Die Gemeinde hofft daher weiter auf Spenden, vor allem für neue Glocken. Keine einzige Originalglocke hängt mehr an der Kirche. Zwei sind aus Stahl, von denen eine nicht mehr läutet, die dritte ist eine Glocke der Garnisonkirche und die vierte fehlt komplett. In dem Zusammenhang gilt wieder die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Hoffnung der Gemeinde St. Nikolai. Sie sammelt seit diesem Jahr für die vier neuen Glocken – insgesamt 100 000 Euro sollen sie kosten. jab
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