Landeshauptstadt: Nobelkita in der Villa Ritz
„Kindergarten der besonderen Art“ für „gut situierte Familien“ im ehemaligen Standesamt geplant
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Berliner Vorstadt - Die Villa Ritz, eine der architektonischen Besonderheiten der Berliner Vorstadt, wird künftig als Kindertagesstätte für die Sprösslinge vorwiegend gutverdienender Eltern genutzt. Wie Jugendamtsleiter Norbert Schweers gestern auf PNN-Anfrage bestätigte, ist als Betreiber der Kita eine „Villa Ritz GmbH“ gegründet worden. Dabei handele es sich um eine private gemeinnützige Gesellschaft, an der die Stadt Potsdam nicht beteiligt ist. Geschäftsführer ist Raymund Wagner. Weder er noch Schweers sehen eine direkte Verbindung zwischen der künftigen Kita Villa Ritz und dem so genannten „Beverly Hills“, dem geplanten Bau von etwa 60 Designer-Villen in der Berliner Vorstadt. Stephan Knabe, einer der Gesellschafter der „Villa Ritz GmbH“, erklärte gestern den PNN, Hintergrund der Kita-Gründung sei die Tatsache, dass Eltern in der Berliner Vorstadt zwei bis drei Jahre auf einen Kita-Platz warten müssten. Eine der konzeptionellen Ideen sei, einen Kita-Platz in der Villa Ritz mit einer Patenschaft zugunsten eines ukrainischen Straßenkindes zu verbinden.
Schweers zufolge wolle der Träger „gut situierte Familien“ aus der Berliner Vorstadt und Berlin ansprechen. Die Einrichtung werde „eine hochwertige Ausstattung“ haben, beispielsweise eine Kellersauna. Wagner zufolge richte sich das Angebot an Eltern, „die beruflich stark eingebunden sind“. So werde auf Anfrage eine „Betreuung über Nacht“ möglich sein. Wagner: „Wir bieten Serviceleistungen, die sie woanders nicht finden. Das kostet natürlich auch etwas“. Laut Schweers ist die künftige Kita für etwa 40 Kinder nicht in der Bedarfsplanung der Stadt enthalten. Dies bedeute, dass die Stadt nur 84 Prozent der Kosten für das pädagogische Personal übernimmt. Die übrigen Kosten müsse der Träger über entsprechend hohe Elternbeiträge erwirtschaften. „Der Kindergarten der besonderen Art“, so Schweers, lege Wert auf die musische Bildung der Kinder. Entsprechende Tanz- und Musikangebote müssten von der Eltern finanziert werden. Einzelne Villenräume sollen als „Lebensräume“ wie etwa Wald, Himmel oder Wüste ausgestaltet werden. Wagner zufolge laufen derzeit die Abstimmungen mit der Denkmalschutzbehörde. In zwei bis drei Monaten rechnet er mit einer Betriebsgenehmigung. Anfang kommenden Jahres wolle er das Kitaprojekt öffentlich vorstellen. Gegenwärtig sei er auf der Suche nach einer Kindergartenleiterin.
Die Villa Ritz ist mit Gartenanlage und Einfriedung in die Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen. Eigentümerin der Immobilie an der Berliner Straße 136 ist laut Schweers die Gemeinnützige Wohn- und Baugesellschaft Potsdam mbH (Gewoba), die der „Villa Ritz GmbH“ das seit längerer Zeit leerstehende Haus in Erbbaupacht zur Verfügung stellen wird.
Baumeister Michael Philipp Daniel Bouman (1747-1803) hat die Villa Ritz 1798 bis 1800 im Auftrag von Johann Friederich Ritz (1755-1809) im frühklassizistischen Stil als Wohnhaus erbauen lassen. Ritz war Geheimer Kämmerer des Königs Friedrich Wilhelm II.
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