Landeshauptstadt: Noch dreimal ins Sternschlösschen
Dorgerloh lobt den Förderverein, doch die Sanierung des Baudenkmals bleibt ungeklärt
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Am Stern - Bei der Eröffnung der 4. Schlossnacht am Jagdschloss Stern lobte Hartmut Dorgerloh als Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zwar den rührigen Förderverein, der am Sonnabend schon beim vorangestellten Sommerfest am Nachmittag wieder für ein abwechslungsreiches, von vielen hunderten Besuchern angenommenes Programm gesorgt hatte. Hoffnung auf eine baldige Sanierung des Schlösschens, das vor 275 Jahren gebaut wurde, konnte er erneut nicht machen. Nach wie vor hat die Stiftung keine denkmalgerechte Lösung für eine Entgiftung des Bauwerks gefunden, dessen Holzteile durch den Einsatz von DDT-haltigen Schädlingsbekämpfungsmitteln in der DDR-Zeit kontaminiert sind und gesundheitsschädliche Stäube abgeben.
Potsdams ältester, unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. errichteter Schlossbau kann deshalb wohl auch im nächsten Jahr nur an wenigen Tagen zur Besichtigung freigegeben werden, was durch Abdichtung des Dachstuhls gegenüber dem Erdgeschoss ermöglicht wurde. Die Aufenthaltsdauer ist auf zwei Stunden begrenzt. Damit sind länger dauernde Veranstaltungen ausgeschlossen, die vom Förderverein angestrebt werden.
Bekanntlich möchte er das Baudenkmal zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt der Wohngebiete Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld entwickeln. Wie die Vereinsvorsitzende Frau Prof. Christine Färber mitteilte, wurde von der Stiftung nunmehr für Oktober ein Gespräch über die weitere Nutzung des Jagdschlosses zugesagt.
Am Wochenende jedenfalls konnten sich Interessenten durch Potsdams ältesten Schlossbau führen lassen, und das wird am 9. und 16. September, letztmals dann am 7. Oktober jeweils von 14 bis 18 Uhr nochmals möglich sein. Das vom Verein für den 6. Oktober angekündigte Fest zur Einweihung des „Großen Sterns“ fällt dagegen wahrscheinlich ins Wasser. Der bis vor einigen Jahren als Lkw-Stellplatz missbrauchte Platz, von dem sternförmig Gestelle (Wege) in das einstige Jagdgebiet und künftige „grüne Freizeitband“ der Parforceheide führen, erhält zwar pünktlich bis Ende September seine historische Pflasterung zurück. Vom damit beauftragten Sanierungsträger Stadtkontor war jedoch zu hören, den Termin der Einweihung lege die Stadt als Bauherr fest. Der Verein solle dann mit einbezogen werden.
Auch andere Vorhaben des engagierten Fördervereins gehen nur zögerlich voran. Nach wie vor hat die Schlösserstiftung mit ihm keinen Betreibervertrag abgeschlossen. Für die etwa eine Million Euro teure Sanierung des Kastellanhauses und seine Wiedereröffnung als Gaststätte konnte bisher kein Investor gefunden werden; der Ausbau von zwei Nebengebäuden für einen Biergarten im Hofgelände wurde zurückgestellt. Dafür wären etwa 80 000 Euro erforderlich, die aus Fördermitteln und Sponsoring zusammenkommen könnten.
Zur Wiederherstellung des auf dem Gelände entdeckten alten Backofens verkaufte der Verein auf dem Fest in Glindow gebrannte kleine Ziegelsteine, die benötigten gut 32 000 Euro werden dadurch aber nicht zusammen kommen. Bisher vergeblich sucht der Verein einen Archäologen, der die Ausgrabung der Backofenruine fachlich begleitet.
Auf dem Sommerfest und in der Schlossnacht stellte der Förderverein seine Projekte vor und warb um Unterstützung. Für Unterhaltung sorgten Marlis Jachalke mit Geschichten über den Soldatenkönig, der Jagdhornbläserkreis Berlin-Heiligensee, Matthias Wacker/Tobias Scheetz mit Barockmusik und René Döring mit einer Lesung aus „Katte“. Hauptpreis der Tombola war ein vom Ascot-Bristol-Hotel gestiftetes Dinner.
Erhart Hohenstein
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