Von Michael Meyer: Noch eine Rechnung offen

„Ich bin schon richtig heiß auf dieses Spiel“, sagt Guido Kocer. Am Samstag empfängt Fußball-Drittligist SV Babelsberg 03 den FC Hansa Rostock, von dem Kocer im Sommer 2009 an die Havel kam. „Spiele gegen den Ex-Verein sind immer etwas Besonderes, zumal ich eine ganze Reihe der jetzigen Rostocker Spieler gut kenne. Mit Stephan Gusche, Tobias Jänicke, Renè Lange und Andreas Kerner habe ich ja noch zusammen im Hansa-Internat gewohnt, mit einigen von ihnen tausche ich mich immer noch telefonisch aus. Vor einem Jahr, als wir in der Regionalliga und Hansa in der zweiten Liga waren, haben wir nicht gedacht, dass wir jetzt gegeneinander spielen. Um so mehr freue ich mich, dass wir uns jetzt wiedersehen. Gewinnen will ich trotzdem.“

Nulldrei sieht sich übermorgen gegen den Zweitliga-Absteiger keinesfalls als Kanonenfutter. „Im Gegenteil“, meint Kocer. „Ich denke, dass wir gewinnen, denn Hansa hat auch Schwächen, die uns unser Trainer bei der Analyse des Gegners schon gezeigt hat.“ Zumal der 21-Jährige mit seinem Ex-Klub noch eine Rechnung offen hat, denn Hansa hatte ihn im März vom Spielbetrieb freigestellt. Über die Gründe wurde Stillschweigen vereinbart.

Dabei sah es lange danach aus, dass dem in Worms geborenen jungen Türken, der derzeit nur den deutschen Pass hat, in Rostock der Fußball-Himmel offenstehe. Nachdem Guido Kocer als Zehnjähriger in Seckach mit dem Kicken begonnen hatte und 2000 zur D-Jugend des TuS Neuhausen gewechselt war, lernte er den FC Hansa kennen – dank seiner Großeltern. „Oma und Opa wohnen in Teterow. Wenn ich sie besuchte, habe ich öfter Spiele Hansas gesehen. Und als dort ein Probetraining für Kinder anstand, habe ich mich gemeldet. Ich habe vortrainiert und bin auch gleich genommen worden.“ Noch als C-Jugendlicher zog Kocer an die Ostsee, um dort als Stürmer auf sich aufmerksam zu machen. 2005 wurde er mit Hansas B-Jugend Deutscher Vizemeister, als A-Jugendlicher schoss er in der U19-Bundesliga bis 2007 in 44 Spielen insgesamt 24 Tore. Da er sich anschließend auch für die Herren des FC Hansa II als treffsicher erwies, trainierte er zwischenzeitlich schon mal im Zweitliga-Team mit, und Ende November 2008 bestritt er in Augsburg seine ersten 45 Bundesliga-Minuten, denen drei weitere Einsätze folgten.

„Dann aber kam ein neuer Trainer, der nicht mehr auf mich baute“, blickt Guido Kocer, der im Februar 2009 ein Spiel mit der türkischen U21 gegen die Ukraine (2:2) bestritt, jetzt zurück. „Eigentlich wollte ich dann erstmal von der zweiten in die dritte Liga wechseln. Aber weil Dietmar Demuth als einziger mich wirklich wollte und mir vertraute, machte ich zwei Schritte zurück und kam nach Babelsberg in die Regionalliga. Und nun sind wir ja auch in der dritten Liga.“

In der stellt sich Kocer in dieser Saison stark formverbessert vor. „Er hat wieder einen Sprung nach vorn gemacht“, attestiert ihm SVB-Chefcoach Demuth, und der Linksfuß selbst sieht es genauso. „Ich habe diesmal die ganze Vorbereitung mit Babelsberg durchgezogen, fühle mich fit und konditionell in gutem Zustand“, meint Kocer, über den Demuth sagt: „Ich brauche flexible Spieler wie ihn.“ Kocer beackert bei Nulldrei die rechte oder linke Außenbahn, wobei er während der Spiele oft mit Süleyman Koc die Seiten wechselt. „Der Trainer hat uns da freie Hand gegeben, um mit unserer Schnelligkeit Betrieb zu machen“, meint der Kicker.

Am Samstag will Kocer gegen Hansa möglichst in der Startelf stehen. „Ich habe in den letzten Spielen richtig Gas gegeben und hoffe, jetzt von Anfang an spielen zu dürfen“, sagt er. Und: „Ich bin guter Dinge.“