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Landeshauptstadt: Noch keinen Stein bewegt

Brandenburger Vorstadt für Rollstuhlfahrer ohne Hilfe unpassierbar

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Brandenburger Vorstadt - Nach wie vor sei kein Stein bewegt worden, um die Brandenburger Vorstadt für Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte und Mütter mit Kinderwagen passierbar zu machen. Diese Zwischenbilanz zog ein Betroffener am Mittwochabend auf der Versammlung zur Barrierefreiheit, die der Bürgerverein der Vorstadt einberufen hatte. Ihm stimmte Christina Vogel zu. „Ohne fremde Hilfe sind für mich die Verkehrswege im Viertel unpassierbar“, erklärte die zeitweise an den Rollstuhl gebundene junge Frau.

Vogel hatte gemeinsam mit dem Vereinsvorstand alle 158 Stolperstellen abgefahren. Der Bürgerverein hat das von ihm aus dieser Bestandsaufnahme entwickelte Konzept mit Hilfe der CDU-Stadtverordneten Maike Dencker (CDU) in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Die erklärte daraufhin die Brandenburger Vorstadt zum Potsdamer Pilotprojekt für Barrierefreiheit. Dass die Stadtverwaltung seitdem nichts getan habe, konnte Kerstin Schulz vom Bereich Grün- und Verkehrsflächen entkräften.

Das Vereinskonzept wurde durch Messungen und Kostenberechnungen ergänzt, so dass jetzt die ersten Bauleistungen ausgeschrieben werden könnten, so Schulz. Spätestens im Frühjahr solle mit der Erneuerung des Bürgersteigs in der Nansenstraße zwischen Erlöserkirche und Geschwister-Scholl-Straße der Anfang gemacht werden. Die Arbeiten sollten dann am Rudolf-Tschäpe-Platz und in der Nansenstraße fortgesetzt werden.

Komplette Barrierefreiheit herzustellen, soll allerdings allein in der Brandenburger Vorstadt 550 000 Euro kosten. Im Stadthaushalt stehen aber 2009 für ganz Potsdam nur 50 000 Euro bereit. Dencker forderte, dies bei den Haushaltsverhandlungen 2010 zu thematisieren. Hinter den Zahlen verbirgt sich aber auch ein Dissens zwischen den Behinderten mit ihrem städtischen Beauftragten Karsten Häschel und der Denkmalpflege, auf der Versammlung vertreten durch die Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke. Sie wandte sich gegen in Babelsberg praktizierte Straßenquerungen mittels einbetonierter Granitplatten, die dem ursprünglichen Bild widersprächen, teuer und reparaturanfällig seien. Häschel setzte dagegen, dass gerade diese Befestigung für Rollstuhlfahrer ideal sei. Übereinstimmung gab es insoweit, als für jeden Standort eine individuelle Lösung gesucht werden soll.

Werde keine Einigung erzielt, erklärte in ihrer Schlussbemerkung Sabine Albrecht, Vorsitzende des Bürgervereins, müsse die Stimme der Behinderten den Ausschlag geben. Dafür haben sich auch zwei Fachausschüsse der Stadtverordnetenversammlung ausgesprochen. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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