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Landeshauptstadt: Nonnen aus Spandau, Festnahme auf dem Acker und ein runder Geburtstag im Dorf des Ritters Bornim feierte sein 725-jähriges Bestehen – und könnte in drei Jahren schon wieder Jubiläum haben

Bornim - Das traditionelle Bornimer Herbstfest am Samstag stand im Zeichen des 725. Jubiläums des Dorfes, das seit 1935 zu Potsdam gehört.

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Bornim - Das traditionelle Bornimer Herbstfest am Samstag stand im Zeichen des 725. Jubiläums des Dorfes, das seit 1935 zu Potsdam gehört. Etwa 3000 Menschen wohnen im Ortsteil, vielleicht ein Drittel davon besuchte am Nachmittag die Festwiese, auf der die Dixieband „Alte Wache“ aufspielte und wo von Liebesäpfeln über Handwerkskunst und Feuerwehr bis zum Ponyreiten alles zu erleben war, was zu einem Dorffest gehört.

„Wir nehmen die erste urkundliche Erwähnung Bornims aus dem Jahre 1286 zum Anlass, das Jubiläum zu feiern“, sagte Klaus Rietz vom Bürgerverein Bornim. Der 30-köpfige Verein hat eine Ausstellung zur Geschichte des Ortsteils gestaltet, in der das Faksimile der Urkunde vom 28. September vor 725 Jahren zu sehen ist. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) betrachtete gemeinsam mit dem Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg das Dokument und die übrigen Exponate. Zu sehen sind zahlreiche historische Ansichten und Fotos, zum Beispiel von der Einweihung des Kriegerdenkmals. Die über Bornim hinaus bekannte Bäckerei Brion, die es unter Günter Brion noch bis 1994 gab, wird ebenso gewürdigt wie die Schmiede Warmboldt, ab 1990 Metallbau Warmboldt.

Etwas stiefmütterlich kommt die Landwirtschaft weg. Diesem Thema wolle der Verein eine spezielle Broschüre der Bornimer Schriftenreihe widmen, erklärte Rietz. In der Ausstellung zeigte Detlef Voigt ein druckfrisches Exemplar seiner Dokumentation über seinen Großvater Oskar Voigt. Dessen Geschichte hätte sich gut für eine Schautafel geeignet. Wegen „Nichtaufnahme der genossenschaftlichen Arbeit“ war der 59-jährige Bauer, der 15 Hektar Land in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft einbringen musste, nach dem Mauerbau 1961 von seinem Acker weg verhaftet und zu zehn Monaten Zwangsarbeit verurteilt worden. Der Beschluss des damaligen Gerichts in der Allee nach Sanssouci liegt der Dokumentation bei.

Die Urkunde von 1286 bezieht sich auf die Übereignung der „Pfarrkirche im Dorf Bornim mit allem Zubehör“ an die Nonnen des Spandauer Klosters durch die Markgrafen von Brandenburg. Es ist eine Schenkungsurkunde. Übersetzt hat den alten Text Lutz Partenheimer von der Uni Potsdam. Der Historiker ergänzte aber, dass Bornim vermutlich schon zwischen 1157 und 1197 angelegt worden war. Der Name des Dorfes soll laut Partenheimer bereits 1264 urkundlich auftauchen, und zwar im Zusammenhang mit dem Namen eines Ritters Dietrich von „Bornem“. Die Bornimer könnten also in drei Jahren das 750. Jubiläum der Ersterwähnung ihres Dorfes feiern. Vielleicht ist bis dahin der Radweg zum Institut für Agrartechnik fertig, den Rietz anmahnt. Laut Bürgerhaushalt sollte er bereits vor einem Jahr gebaut werden. Doch am Ende fehlte das Geld. G. Schenke

G. Schenke

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