Sport: „Normal unter Zugzwang“
Erfurts Trainer Stefan Emmerling ist vom Start des SVB 03 nicht überrascht
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Herr Emmerling, der FC Rot-Weiß Erfurt empfängt am Samstag den SV Babelsberg zum Punktspiel in der Dritten Fußball-Liga. Vor Saisonbeginn sagten sie, in dieser Saison kleinere Brötchen backen zu wollen. Ein einstelliger Tabellenplatz ist das Ziel, aber Erfurt ist mit erst einem Sieg gegen Bremen schlecht aus den Startlöchern gekommen und steht derzeit auf dem 15. Platz. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Wir haben zum Saisonbeginn mit Carsten Kammlott, Samil Cinaz und Tiago Rockenbach da Silva leider drei unserer Leistungsträger abgeben müssen. Mit Manuel Bölstler verließ uns zudem noch ein Leistungsträger während der Vorbereitungszeit. Dadurch ging Qualität verloren, das war nicht so ohne Weiteres zu kompensieren. Wir konnten das so schnell unmöglich adäquat ersetzen. Hinzu kam ein schlechter Start mit der Auftaktniederlage beim VfB Stuttgart II und dem vermeidbaren 0:1 gegen Rostock. Auch die Niederlage gegen Unterhaching war vermeidbar. Wir haben uns jetzt zwar etwas gefangen, aber die vier Punkte allein aus diesen beiden Spielen fehlen eben nach wie vor. Nun dürfen den Anschluss nicht verpassen. Der einstellige Tabellenplatz ist da also kein Understatement, sondern eine vollkommen realistische Einschätzung.
Sie hatten wie gesagt vier starke Abgänge zu beklagen, mehrere Spieler kamen allerdings neu hinzu. Ist der Prozess der Neuordnung schon zufriedenstellend verlaufen?
Dieser Prozess der Neuordnung ist die eine Sache, die manchmal eben nicht von Beginn an so reibungslos läuft. Bei uns kam aber auch noch das Verletzungspech hinzu. Dennis Weidlich verletzte sich beispielsweise im Testspiel gegen Hertha und konnte erst jetzt wieder eingesetzt werden. So langsam werden wir wieder konkurrenzfähiger.
Weidlich kam von Babelsberg nach Erfurt und hatte beim SVB mit seiner Leistung sehr überzeugen können. Hat er auch Ihre Erwartungen schon erfüllen können?
Sein Pech ging ja bereits vor Saisonbeginn los. Er hatte schlechte Blutwerte, das Herz machte ein paar Probleme, das alles muss ihn kopfmäßig wohl sehr belastet haben. Dann kam die Verletzung hinzu, die nun endlich überstanden ist – da kam also einiges zusammen. Gegen Unterhaching konnte er allerdings schon wieder eingesetzt werden. Da machte er seine Sache recht gut, und ich glaube, dass wir mit ihm sehr zufrieden sein können.
Nun empfangen Sie den SVB, der als Aufsteiger überraschend einen recht ansehnlichen Saisonstart hingelegt hat. Mit dem Heimvorteil als Bonus dürfte Ihre Mannschaft geradezu zum Siegen verdammt sein. Lastet da ein Druck auf dem Team?
Wir haben das Heimspiel gegen Rostock mit 0:1 verloren, da lastet automatisch ein Druck auf uns, weil wir jetzt natürlich gewinnen wollen und müssen. Ich kann mit diesem Druck jedoch umgehen und meine Mannschaft ganz sicher auch. Wir sind ganz normal unter Zugzwang, und das hat auch jeder Spieler verinnerlicht.
Sie werden das Team um Trainer Dietmar Demuth beobachtet haben – wie schätzen Sie die Elf ein?
Vor allem bin ich überhaupt nicht davon überrascht, wie der SV Babelsberg in die Saison gestartet ist. Ich habe die Mannschaft ja bereits in der vergangenen Saison ausgiebig beobachten können und habe das natürlich auch diesmal wieder gemacht. Dietmar Demuth hat da als erfahrener Trainer ein gutes Händchen bewiesen und eine kampfstarke Mannschaft aufgestellt. Die steht einerseits sehr kompakt und ist zudem sehr gut organisiert. Süleyman Koc und Anton Makarenko machen über die Flügel eine gute Arbeit, und Dominik Stroh-Engel wird auch von Spiel zu Spiel besser. Babelsbergs Spieler haben eine sehr gute Qualität. Das ist eine Mannschaft, die sehr unbequem zu spielen ist.
Und wo liegen nach Ihrer Ansicht die Stärken Ihrer Mannschaft?
Ich glaube, dass wir in unserer Mannschaft eine gesunde Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern haben. Allerdings haben sich noch nicht alle richtig gefunden. Das ist eine neue Mannschaft mit vielen Zugängen, und das Einspielen dauert eben leider ein wenig länger.
Werden Sie am Samstag gegen Babelsberg auf den kompletten Kader bauen können?
Das bleibt abzuwarten. Chhunly Pagenburg im Sturm, Sebastian Becker im Mittelfeld und Julien Humbert ebenfalls aus dem Mittelfeld werden verletzungsbedingt wahrscheinlich nicht eingesetzt werden können. Hinter dem Einsatz Thomas Ströhls und seines Abwehrkollegen Martin Pohls steht noch ein Fragezeichen. Das werde ich wohl erst nach dem Abschlusstraining entscheiden können.
Da sieht es so aus, als ob Dennis Weidlich am Samstag gegen seinen alten Verein antreten kann?
Wenn bis dahin nichts mehr passiert, gehe ich mal ganz stark davon aus.
Das Gespräch führte Henner Mallwitz.
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