zum Hauptinhalt
Bunte Gummis. Vor der Bergmann-Kita steht jetzt ein Schnullerbaum.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Nuckel als Lese-Motivator Klinikum-Betriebskita „Bergmännchen“ bekam

Deutschlands achten Schnullerbaum

Potsdam - Der Baum trägt Schnuller. Gut 4000 der bunten Sauger sind, an einer Schnur aufgefädelt, um das Gewächs im Innenhof des Klinikums „Ernst von Bergmann“ gewickelt. Damit ist es der neunte Schnullerbaum deutschlandweit. Am gestrigen Dienstag wurde er feierlich eingeweiht – und wurde auch gleich seinem Zweck gerecht: Kinder der Betriebskindertagesstätte des Klinikums „Bergmännchen“ trennten sich am Schnullerbaum von ihren Nuckeln. Sie warfen ihre Schnuller in den am Baum befestigten Briefkasten und bekamen dafür eine Urkunde, ein Buch und ein T-Shirt mit dem Spruch „Ich bin doch kein Baby mehr“. „Vielen Kindern fällt es schwer sich von ihrem Nuckel zu trennen“, sagte Kitaleiterin Sabine Born. „Einfacher ist es, wenn die Kinder einen wirklichen Grund haben, sich zu trennen“, erklärte sie.

Für jeden der am öffentlich zugänglichen Schnullerbaum abgegebenen Schnuller spendet der Nuckelhersteller Nuk je einen Euro für die Stiftung Lesen. Mit diesem Geld werden dann Vorlesepaten finanziert, die mit den Kindern aus der Kinderstation lesen und so ihr Interesse wecken sollen. Seit dem Beginn der Aktion im Jahr 2008 seien auf diese Weise schon 50 000 Euro an Spenden zusammengekommen. 

Wenn der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Michael Radtke, seinen Rundgang macht, flimmert in den Zimmern oft die „Glotze“: „Bei meiner Visite läuft oft der Fernseher und Bücher sehe ich bei den Kindern nur selten“, so Radtke. Er bedauerte, dass Kinder immer weniger lesen. „Das Lesen dient doch auch dazu die Fantasie der Kinder zu wecken“, meinte er.

„Bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr sollten die Kinder ihren Schnuller abgeben, weil er dann gesundheitsschädlich sein kann“, erklärte Hans-Joachim Rathjen, Vertreter der Firma Nuk. Der Gaumen der Kleinkinder verhärte sich mit der Zeit – als Folge könnten Verformungen am Gaumen oder den Zähnen entstehen, so Rathjen.

Die Baumpatenschaft hat die Fernsehmoderatorin Bettina Cramer übernommen. Da sie selbst Mutter von dreijährigen Zwillingen ist, weiß sie wie schwer die Zeit ist, wenn Kinder sich vom Nuckel trennen sollen. „Wir haben das bei uns zu Hause so gelöst, dass der Weihnachtsmann die Schnuller mitgenommen hat.“, meinte Cramer. „Heute ist das aber besonders schön, denn mit der Urkunde haben die Kinder immer noch was in der Hand“, bemerkte sie.

Kitaleiterin Born wird oft um Unterstützung bei der Entwöhnung gebeten. „Wir nutzen dabei oft die älteren Kinder und deren Vorbildfunktion“, meinte sie. Da die Gruppen oft altersübergreifend sind, können sie auf ein älteres Kind verweisen, das nun auch keinen Nuckel mehr benötige. „Meistens funktioniert das gut“, so die Leiterin. „Die Kleinen wollen immer zu den Großen gehören“, sagte sie.

Sonja Radtke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false