Homepage: Nudelpartys am Abend
Dr. Christiana Einig vom Institut für Ernährungsforschung erklärt, was Sportler essen dürfen
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Noch vier Monate bis zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, das Land ist schon im Fußball-Fieber. Auch Potsdamer Forscher fiebern mit. In dieser Serie fragen die PNN, was die Experten am Fußball beschäftigt. Heute beantwortet Dr. Christiana Einig vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) die Frage, was Sportler essen dürfen.
Glaubt man der Fernsehwerbung, dann ernähren sich die deutschen Nationalspieler vor allem von Nutella und Fastfood. „Fastfood gehört eher zur ungünstigen Ernährung“, warnt aber Dr. Christiana Einig vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Bergholz-Rehbrücke. „Die richtige Ernährung ist Voraussetzung für eine hohe Leistungsfähigkeit.“
Und wie sieht das Sportlermahl nun aus? „Es gelten die gleichen Grundlagen, die jeder bei einer gesunden Ernährungsweise beachten sollte“, sagt die Expertin. Nur die Mengen sind anders. „Sportler brauchen wesentlich mehr Energie.“ Bei Fußballern sind vor allem Schnellkraft und eine hohe Ausdauer gefragt. Deshalb stehen Getreideprodukte, Obst und Gemüse im Vordergrund. „Das braucht der Sportler, um seine Energiespeicher in den Muskeln zu füllen“, erklärt Einig weiter. Ist der Speicher leer, lässt automatisch die Leistung nach. Der Spieler ist platt, wie Fußball-Reporter sagen würden.
Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört natürlich auch Fleisch. „Eiweiße sind wichtig für den Muskelaufbau“, so Einig. Generell sollte fettarmes Fleisch bevorzugt werden. Besser aber noch ist Fisch. Der sollte ein- bis zweimal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen. „Da dürfen es auch gerne mal fettreichere Sorten wie Makrele, Hering oder Lachs sein“, empfiehlt die Ernährungsberaterin. Die enthalten nämlich wichtige Fettsäuren.
Besonders wirksam sind Mahlzeiten, die verschiedene Nahrungsgruppen abdecken. Müsli mit Joghurt und Früchten beispielsweise oder das Vollkornbrot mit Käse. Stimmt die gesamte Ernährungsweise, dürfen auch Süßigkeiten in kleinen Mengen verzehrt werden – auch Nutella. „Auf dem Spielfeld muss der Sportler jedes Pfund seines Gewichts mittragen“, warnt Christiana Einig. Zu wenig Gewicht ist aber auch nicht gut. „Wenn zu wenig Kohlenhydrate da sind, muss der Körper auf andere Reserven zurückgreifen.“ Die Leistungsfähigkeit sinkt rapide.
So genannte Nudelpartys am Abend vor dem Spiel sind deshalb gar nicht schlecht. Am Spieltag selbst sollte mindestens drei Stunden vor dem Spiel die letzte größere Mahlzeit gegessen werden, ein Nudel- oder Reisgericht mit beliebiger Beilage etwa. 30 Minuten vor Anpfiff empfiehlt sich noch ein kleiner Imbiss in Form von Banane oder Energie-Riegel.
Mindestens genau so wichtig ist das Trinken. Denn auf dem Platz schwitzen die Fußballer und verlieren dadurch viel Flüssigkeit. „Wichtig ist, dass die Sportler schon vorher trinken“, rät die Expertin. Zwei Stunden vor Anpfiff ist eine ordentliche Portion zu empfehlen, dann noch mal kurz vor dem Spiel. An heißen Tagen sollte auch während kleiner Spielunterbrechungen Flüssigkeit aufgenommen werden. Wasser oder isotone Getränke sind optimal. Auf keinen Fall sollten hypertone Getränke wie Fruchtsäfte getrunken werden. Die verbleiben relativ lange im Magen und bringen kurzfristig wenig. „Es ist sinnvoll, wenn Kohlenhydrate im Getränk sind“, erklärt Christiana Einig. Auch Natrium ist wichtig, weil über den Schweiß davon viel verloren geht.
War es das? Nein. Denn mit dem Schlusspfiff ist noch lange nicht Schluss. Die Energie- und Flüssigkeitsreserven, die während des Spiels aufgebraucht werden, müssen innerhalb von zwei Stunden wieder aufgefüllt werden. „Das geht auch über nährstoffreiche Getränke“, erklärt die Expertin. Denn viele Sportler haben nach dem Spiel keinen Hunger. Trotzdem ist der Ausgleich wichtig.
Und was nützt das Ganze? „ In Prozent lässt sich nicht ausdrücken, wie viel eine gesunde Ernährung bringt“, sagt Christiana Einig. Eine ausgeglichene Ernährung ist aber die Voraussetzung um überhaupt eine hohe Leistungsfähigkeit zu erzielen. Auch wenn sich mancher Fußballer durch Talent einige körperliche Defizite leisten kann, geht es allein mit Fastfood natürlich nicht. Mario Basler beispielsweise brachte seine Vorliebe für das Weißbier regelmäßig einige Kilos zu viel. In der Bundesliga machte er trotzdem Karriere. Auf internationaler Ebene konnte er sich hingegen nicht durchsetzen. Was wohl auch an der Ernährung lag.
Lesen Sie in der nächsten Folge: Die Fans und ihre Traditionen.
Bodo Baumert
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