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Aus für Dietmar Demuth. Nach fünfjähriger Tätigkeit beim SV Babelsberg 03 wurde der Trainer am Montag beurlaubt.

© Manfred Thomas

SV Babelsberg 03: Nulldrei-Boss Bastian: "Es ging um den Verein"

UPDATE. Fußball-Drittligist SV Babelsberg 03 hat nach der plötzlichen Trennung von Trainer Dietmar Demuth dessen Nachfolger vorgestellt: Christian Benbennek. Vereinsgeschäftsführer Bastian sprach von Störungen im Verhältnis zum und Stagnation unter dem alten Trainer.

Stand:

Der neue Trainer Fußball-Drittligist SV Babelsberg 03 steht fest. Christian Benbennek wird neuer Trainer beim Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03. Er unterschrieb am Dienstag einen Einjahresvertrag. Der 39-Jährige ersetzt den am Vortag überraschend beurlaubten Coach Dietmar Demuth, unter dem der hoch verschuldete Verein den Klassenerhalt schaffte. Babelsberg hatte den Demuth-Vertrag erst kürzlich bis Ende Juni 2013 verlängert. Benbennek hatte bis Sommer 2011 den Regionalligisten Eintracht Braunschweig II trainiert, danach war er als Scout tätig.
„Dieser Entscheidung ging eine gründliche Analyse voraus. Es ging nicht um die Person, sondern um den Verein“, sagte Geschäftsführer Klaus Brüggemann am Dienstag zu der Entscheidung. Präsident Thomas Bastian sprach von vorangegangenen „Störungen“, ohne präziser zu werden. „Niemand bestreitet die Verdienste Demuths, aber zuletzt ist eine Stagnation eingetreten“, sagte Bastian.

Der 39 Jahre alte Christian Benbennek, der in der Vergangenheit die U19 des VfL Wolfsburg und von 2009 bis 2011 den Regionalligisten Eintracht Braunschweig II trainierte. Erst am Montag hatte der SVB seinen Trainer Dietmar Demuth beurlaubt. Aus Protest gegen den Trainerwechsel erklärten die beiden SVB-Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Uwe Schilde (Sport/Schiedsrichterwesen) und Roland Schröder (Mitgliederbetreuung) am Montagnachmittag schriftlich ihren Rücktritt von den Ämtern im Vereinsgremium.

Demuths Beurlaubung geschah am Montag für viele Beobachter aus heiterem Himmel. Der 57-Jährige war in die Geschäftsstelle des SVB gekommen, um mit Geschäftsführer Klaus Brüggemann über vorgeschlagene Neuverpflichtungen für die kommende Drittliga-Saison zu sprechen. Statt dessen erklärten ihm Brüggemann und der ebenfalls anwesende Dr. Frank H. Walter von Gierke, Vorstandsmitglied für Organisation, Struktur und Recht, seine Beurlaubung. Erst im Februar war der Vertrag des Trainers – der am dem 7. Oktober 2007 sein Amt am Babelsberger Park angetreten hatte, mit den Nulldreiern 2010 den Aufstieg in die Dritte Liga schaffte und Ende April dieses Jahres trotz eines schmalen Etats zum zweiten Mal in Folge den Klassenerhalt feiern konnte – um ein Jahr bis 30. Juni 2013 verlängert worden.

„In den vergangenen Monaten erarbeitete der Verein ein umfangreiches und ganzheitliches Konzept, um einen sportlichen Umbruch herbeizuführen“, hieß es am Montag lediglich in der „Einladung zur wichtigen Pressekonferenz des SV Babelsberg 03“. Finanzielle Hintergründe für den Trainerwechsel – beispielsweise eine Gefahr für Babelsbergs Drittliga-Lizenz – schloss Vereinsgeschäftsführer Brüggemann schon am Montag gegenüber den PNN aus. „Dieser Schritt geschah nach Abwägung vieler Dinge“, erklärte er nur. Ein für Dienstag vereinbarter Pressetermin mit dem neuen SVB-Geschäftsführer Friedhelm Schatz war am Montagvormittag kurzfristig verschoben worden.

Demuths Beurlaubung war dem Vernehmen nach schon auf der Vorstandssitzung am Mittwoch vergangener Woche in einere Kampfabstimmung mit knapper Mehrheit beschlossen worden, ohne mit dem Trainer noch einmal zu sprechen. Dass dem Übungsleiter die Entscheidung erst am Montag mitgeteilt wurde, könnte mit der kirchlichen Hochzeit Demuths am vergangenen Samstag zusammenhängen. Gleichwohl waren Spannungen zwischen Trainer und Geschäftsführer schon seit langem bekannt. Bereits Ostersamstag nach Babelsbergs 1:4-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart II stand Demuths Entlassung auf einer Vorstandssitzung auf der Tagesordnung. Damals aber sprachen sich die Verantwortlichen des Vereins – in Abwesenheit ihres damals im Urlaub befindlichen Vorsitzenden Thomas Bastian – mehrheitlich für Demuth aus. Und nachdem der SVB in Osnabrück 0:1 verloren hatte, wurde dem Trainer vom Vorstand erneut das Vertrauen ausgesprochen.

Nun aber erfolgte die Trennung vom bei vielen Fans beliebten Übungsleiter. Uwe Schilde und Roland Schröder gehen in der Begründung ihres Rücktritts von ihren Vorstandsposten mit einigen Dingen hart ins Gericht. „Betrachtet man die Entwicklung des Vereins im letzten Jahr, so wurde das Hauptziel, der Klassenerhalt in der 3. Liga trotz ungünstiger Startbedingungen, kleinem Saisonetat und hoher Leistungsdichte in der Liga erreicht. Andere wichtige Ziele wie die wirtschaftliche Konsolidierung und eine bessere öffentliche Wahrnehmung wurden deutlich verfehlt, obwohl der finanzielle und personelle Aufwand hierfür drastisch erhöht wurde“, schreiben die beiden. „Gleichzeitig stieg und steigt die finanzielle Unterdeckung des Vereinsetats an. Darüber hinaus soll auch die Neuausrichtung im Nachwuchs ohne eine konkrete Gegenfinanzierung und somit durch eine Etaterhöhung erfolgen. Das erfüllt uns mit großer Sorge, da die wirtschaftlichen Risiken weiter erhöht werden.“

Zugleich beklagen Schilde und Schröder: „Eine vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit – insbesondere mit der Geschäftsführung – ist seit einiger Zeit nicht mehr möglich. So haben wir beispielsweise erst einen Tag vor der letzten Vorstandssitzung aus der Tagesordnung erfahren, dass die Trainerfrage erneut zur Entscheidung gestellt werden soll, obwohl dem Trainer erst am 11. April 2012 durch den gesamten Vorstand das Vertrauen ausgesprochen wurde und keine neuen Erkenntnisse zur Person oder zu konzeptionellen Überlegungen vorliegen.“ Mit der Entscheidung für einen Trainerwechsel sei eine Neuausrichtung eingeleitet worden, „mit der der Verein auf umfangreiche Erfahrungen und sportliche Professionalität verzichtet und dafür im Zeichen eines Neuanfanges nun auch im sportlichen Bereich auf Risiko setzt“, so die beiden bisherigen Vorstandsmitglieder. Im Internet-Forum der SVB-Fans schlugen am Abend die Wellen der Empörung hoch. Ein Teil der Anhänger traf sich in einer Neuköllner Kneipe zur Diskussionsrunde, andere bekundeten ihren Unmut vor der SVB-Geschäftsstelle. (mit dpa)

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in der Mittwoch-Ausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten.

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