Von Michael Meyer: Nulldrei will in Liga drei
Der Fußball-Regionalligist spricht nun vom Aufstieg, für den Stürmer Babacar N’Diaye geholt wurde Das Testspiel am Freitag gegen den Drittligisten 1. FC Union Berlin ist derzeit stark gefährdet
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Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 legt seine Zurückhaltung ab und will hoch hinaus – knapp vier Wochen vor Anpfiff der Frühjahrsrunde bläst er zum Sturm auf den Aufstieg in die dritte Liga. Einen Tag vor dem heutigen Testspiel beim Bundesligisten Hertha BSC (siehe unten) bestätigte SVB-Geschäftsführer Ralf Hechel dies gestern an einem Ort, der als Symbol für Babelsbergs Aufwärtsstreben gewählt wurde. „Wenn wir nicht wirklich aufsteigen wollen würden, hätten wir im Winter nichts getan“, erklärte Hechel, der mit Trainer Dietmar Demuth und Neuzugang Babacar N’Diaye – der Nulldrei in Liga drei schießen soll – an den Berliner Funkturm gekommen war. Dort stiegen Coach und Stürmer bei Temperaturen um den Gefrierpunkt für die Fotografen schon mal 110 Stufen in die Höhe, um so ihren Aufstiegswillen ins rechte Bild zu setzen.
Während der Hinrunde hatten die Babelsberger das Thema Aufstieg zumindest öffentlich aus ihrem Wortschatz verbannt – das ist nun anders. „Wir haben eine gute Hinrunde gespielt, sind Tabellenvierter und haben gesehen, dass wir nicht schlechter sind als Kiel und Magdeburg. Warum sollen wir uns jetzt nicht ein neues Ziel setzen und angreifen“, fragte Demuth rhetorisch. Wohl wissend, dass fünf Punkte Rückstand zu Spitzenreiter Kiel nur durch entsprechende Tore aufzuholen sind. Dafür wurde N’Diaye geholt, der gestern meinte: „Wenn wir alle unsere Leistungen abrufen, ist etwas drin. Die Erwartung ist bei mir hoch – so wie bei der ganzen Mannschaft.“ Mit dem Erfolgsdruck, der nun in Babelsberg auf ihm laste, könne er gut umgehen. „Das ist mein Job als Stürmer, damit bin ich bisher immer klargekommen“, erklärte der 35-Jährige, der seit 1994 in Deutschland lebt. Seine Freundin Nicole – eine Arzthelferin, mit der er seit neun Jahren zusammen ist – sowie die gemeinsamen Kinder David (7) und Alyssa (3) wohnen zunächst weiterhin in Hemmingen südlich Hannovers. Bislang nämlich hat N’Diaye beim SVB nur einen Vertrag bis zum Sommer dieses Jahres. „Das ist aber kein Problem“, versichert der 1,89 Meter große Deutsch- Senegalese, der einst mit Hannover 96 in der 1. und 2. Bundesliga kickte und auch für Unterhaching Zweitliga-Spiele bestritt. „Ich habe überall meine Tore gemacht“, sagte N’Diaye, der in fünf Erstliga-Partien einmal und in 174 Zweitliga-Spielen 28-mal traf, selbstbewusst.
Nun hofft Dietmar Demuth auf die Torjäger-Qualitäten seines neuen Spielers. „Wir machen den Aufstieg aber nicht nur vom Transfer abhängig, sondern alle Spieler haben sich viel vorgenommen“, erklärte der Coach. In der bisherigen Vorbereitung habe er gespürt, „dass die Jungs gut drauf sind“, sagte er. „Ihr bisheriges Auftreten war durchweg zufriedenstellend.“ Ihm habe gefallen, wie sie beispielsweise beim 2:1 am vergangenen Donnerstag beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt gegengehalten hätten. „Und auch beim Oberligisten Reinickendorfer Füchse muss man erstmal acht Tore schießen – ohne, dass ich dieses Ergebnis überbewerte“, so Demuth, der sich für die Rückrunde auf das System 4-4-2 festlegen will. „Wir werden künftig wohl so gut wie immer mit zwei Stürmern spielen. Schon um zu zeigen, dass wir auf Sieg spielen wollen.“ Derzeit sucht er noch nach dem optimalen Angriffspartner für Babacar N’Diaye; am Samstag in Reinickendorf, wo Babelsbergs neue Hoffnung vier der acht Tore machte, war es Stefan Kutschke. Ob der SVB auch heute ab 14.30 Uhr bei Hertha BSC mit zwei Spitzen antritt, ließ er gestern offen.
Drittliga-Luft will Nulldrei eigentlich erneut am kommenden Freitag im Testspiel gegen den 1. FC Union Berlin schnuppern. Fraglich ist derzeit aber, ob die im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion geplante Partie überhaupt stattfinden kann. „Nach heutigem Stand kann man am Freitag bei uns nicht spielen“, erklärte Geschäftsführer Hechel gestern. Die Spielfläche in Babelsberg präsentiert sich gegenwärtig noch vereist. „Wir sind derzeit bemüht, im Umkreis einen Ausweichplatz zu finden, denn sowohl Union als auch wir wollen unbedingt spielen“, erläuterte Demuth am Fuße des Funkturms. Und gestand: „Es ist schon enttäuschend, dass wir es nicht geschafft haben, unseren Platz so zu präparieren, dass er bis Freitag bespielbar wird.“
Was wohl Demuths Meinung ausdrücken sollte, dass der SV Babelsberg 03 für den Aufstieg in die dritte Liga nicht nur noch viele Tore benötigt.
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