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Landeshauptstadt: Nummer gegen Kummer

Das Potsdamer Kinder- und Jugendtelefon sucht Mitarbeiter

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Das Potsdamer Kinder- und Jugendtelefon sucht Mitarbeiter Bayerisch ist echt ein Problem, sagt Claudia Gratz. Sie leitet das Potsdamer Kinder- und Jugendtelefon beim Diakonischen Werk. Solche Beratungsangebote gibt es fast überall in Deutschland und alle haben die gleiche kostenfreie Telefonnummer. Deshalb kann es schon einmal vorkommen, dass Claudia Gratz jemanden aus dem tiefsten Bayern an der Strippe hat – und nichts versteht. „Da gibt es regelrechte Verständigungsprobleme“, gibt sie zu. Solche Fälle seien aber ganz selten. Abseits von Sprachbarrieren haben Claudia Gratz und ihre Mitarbeiter ein offenes Ohr für alle Probleme von Kindern und Jugendlichen. Jeden Tag zwischen 15 und 19 Uhr steht das Telefon kaum still. Thema Nummer 1 ist alles rund um Liebe und Partnerschaft. Häufig geht es in den Gesprächen um Liebeskummer, aber auch Probleme in der Familie, mit Freunden oder in der Schule spielen eine Rolle. Oberstes Prinzip für Claudia Gratz ist dabei: Keine Ratschläge erteilen. Wer bei der 0800 - 111 0 333, der Nummer gegen den Kummer, anruft, wolle erst einmal nur reden. Wer da am anderen Ende sitzt, muss deshalb vor allem zuhören können. Erst in einem zweiten Schritt könne man versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden: Wo gibt es einen direkten Ansprechpartner? Wäre ein Besuch in einer Beratungsstelle angebracht? „Es ist wichtig, dass sich die Kinder und Jugendlichen ernst genommen fühlen.“ Die Berater arbeiten alle ehrenamtlich. Zurzeit sind es in Potsdam 21, aber Claudia Gratz hofft, dass es bald noch mehr werden. Sie wirbt vor allem bei jungen Erwachsenen ab 18, dass sie sich bei der Telefonberatung engagieren. Die seien noch näher an den Problemen der Anrufer dran. Im Herbst will sie deshalb mit einem neuen Kurs beginnen. Denn bevor jemand zum ersten Mal den Hörer am Kinder- und Jugendtelefon abnimmt, wird er gut darauf vorbereitet. An fünf Samstagen und einer Hand voll Themenabenden lernen die Berater, wie sie mit Problemen umgehen können, mit denen sie konfrontiert werden. Neben Rollenspielen und Theorie gehört zu der Ausbildung das, was Claudia Gratz Selbsterfahrung nennt. „Jeder soll sich Gedanken darüber machen, wie er selbst mit bestimmten Problemen umgehen würde und welche Position er zu den verschiedenen Fragen einnimmt.“ Finanziert wird die Ausbildung durch eine Spende der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. Das meiste könne man lernen, sagt Claudia Gratz. Aber ein paar Eigenschaften müsse man doch mitbringen. Neben persönlichem Engagement sei das vor allem Einfühlungsvermögen. Und Geduld. Denn mitunter rufen Leute einfach aus Spaß an. „Das was früher die Klingelstreiche waren, sind heute Anrufe bei solchen kostenlosen Nummern wie unserer“, erzählt Claudia Gratz. Da sei besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Hinter den ausgedachten Geschichten der Anrufer steckten nämlich oftmals ernsthafte Probleme. „Manche testen, ob sie uns überhaupt vertrauen können und rufen später noch einmal an.“ Die Arbeit am Kinder- und Jugendtelefon zahle sich absolut aus, sagt die Leiterin der Einrichtung. Auch wenn man kein Geld bekäme, erhalte man eine Menge zurück. Manche sammeln wichtige Erfahrungen für ihren späteren Beruf. Andere entdecken bei sich ganz neue Fähigkeiten. „Darüber hinaus macht es aber auch einfach Spaß.“ Gerade bei Kindern und Jugendlichen gebe es noch mehr Hoffnung, eine wirkliche Lösung zu finden. Und manchmal ruft sogar jemand an, um sich zu bedanken. Das gebe dann immer neue Motivation. V. B. Diakonisches Werk: Claudia Gratz, Telefon: 280 73 11. Email: c.gratz@dwpotsdam.de

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