Landeshauptstadt: Nun mit „Schattenfuge“
Hilmer & Sattler und Albrecht überarbeiteten Pläne für Humboldtstraße 1 und 2 „geringfügig“
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Innenstadt - Die zunächst kritisierten Entwürfe für die Neubebauung der Humboldtstraße 1 und 2 am Ufer der Alten Fahrt sind überarbeitet worden – und stießen im Bauausschuss am Dienstagabend auf Gegenliebe. Hauptkritikerin Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) lobte die Überarbeitung des Architekturbüros Hilmer & Sattler und Albrecht für ein fünfstöckiges Ärztehaus. Mit einem Baubeginn an der Alten Fahrt wird Ende 2012, Anfang 2013 gerechnet.
Die Kondor Wessels Holding GmbH hatte die Ausschreibung für die Neubebauung des Havelufers gemäß Leitbautenkonzept für die Humboldtstraße 1 und 2 gewonnen. Direkt an der Ecke Humboldtstraße und Lange Brücke stand bis zum Bombenangriff auf Potsdam im April 1945 das 1898 errichtete Palasthotel, dessen Rekonstruktion jedoch im Leitbautenkonzept nicht vorgeschrieben ist. Hilmer & Sattler und Albrecht entwarfen stattdessen einen Baukörper mit einer glatten, von Kritikern als äußerst schmucklos empfundenen Fassade. Die Stadtverordnete Hüneke sprach von „solider Langeweile“, die da errichtet werden solle. Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) verteidigte den Ansatz, direkt neben dem neuen Landtag in Gestalt des alten Stadtschlosses kein Gebäude errichten zu lassen, dass durch eine aufwendige Fassadengestaltung mit der Knobelsdorff-Fassade des Stadtschlosses in Konkurrenz gehe.
Die Forderung an die Architekten war es, die als zu lang empfundene Fassade stärker zu gliedern. Die daraufhin erfolgten konkreten Entwurfsänderungen sind minimal: Im Vergleich zum Erstentwurf zogen die Architekten von Hilmer & Sattler und Albrecht den Mittelteil des Gebäudes um einige Zentimeter nach außen. Dadurch entstehe eine „Schattenfuge“, erklärte Klipp, die den Eingangsbereich betont und heraushebt. Dazu bestehe noch die Möglichkeit, das Gebäude farblich zu differenzieren, sagte der Baubeigeordnete. Klipp sprach von einer „geringfügigen, aber überzeugenden Lösung“, mit der es gelinge, „die lange Fassade zu brechen“.
Saskia Hüneke erklärte, der Eingangsbereich habe vorher eher „verloren gewirkt“ und erscheine nun nicht mehr „so sinnlos“ – was dem Tenor ihrer Stellungnahme zufolge als Lob zu verstehen war.
Die Vergabe der Humboldtstraße 1 und 2 an Kondor Wessels hatte zunächst heftige Diskussionen ausgelöst. Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und der FDP forderten sogar eine Neuausschreibung für die Grundstücke, fanden jedoch keine Mehrheit. Das Ergebnis des Bieterverfahrens sei für die Ecke zur Langen Brücke „nicht adäquat“, hatte Saskia Hüneke gegenüber den PNN erklärt. Im Zuge der Diskussion war sogar wieder eine Rekonstruktion des Palasthotels ins Spiel gebracht worden. Guido Berg
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