zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Nur das Brautpaar darf vorfahren

Auf dem Pfingstberg kann geheiratet werden – Standesamt im Maurischen Kabinett

Stand:

Auf dem Pfingstberg kann geheiratet werden – Standesamt im Maurischen Kabinett Von Erhart Hohenstein Als Oberbürgermeister Jann Jakobs und Pfingstberg-Vereinsgeschäftsführer Ulrich Koltzer gestern am Standesamtstisch im Maurischen Kabinett die Stifte zückten, besiegelten sie keineswegs eine Männerehe. Sie unterzeichneten vielmehr die Vereinbarung, wonach sich nunmehr Brautpaare in der einstigen Teestube König Friedrich Wilhelms IV. trauen lassen können. Noch fehlten die Stühle fürs Brautpaar, aber der Raum war mit Hilfe von „Veronikas Braut- und Festmoden“ bereits ansprechend eingerichtet. Auf eine Nachschöpfung der verloren gegangenen früheren Möblierung mit samtbezogenen Sesseln, Sofa und zwei kleinen Tischen wurde bewusst verzichtet. Das moderne Interieur soll mit dem im Stile der Alhambra ausgemalten und mit bunten Wandfliesen verzierten Kabinett kontrastieren. Was sie anderswo dürfen, dürfen die Hochzeitsgesellschaften im Pfingstberg-Belvedere nicht: also beispielsweise Blüten streuen oder mit Konfetti und Reis werfen. Das schadet dem Naturstein des Bodens und der Wände. Die Gäste müssen zu Fuß den Berg hinaufsteigen. Nur das Brautpaar darf bis zur Turmfront vorfahren. Den Wunsch, sich im Maurischen Kabinett trauen zu lassen, müssen die Paare im Standesamt äußern. Das setzt sich dann mit dem Pfingstbergverein in Verbindung. Der wiederum bespricht alle Modalitäten und bietet weit über das Jawort hinausgehende Arrangements an. Die 20-minütige Hochzeitsmusik von Violine und Geige ist für 120 € zu haben, für einen anschließenden Stehempfang auf den dann 90 Minuten für Besucher gesperrten Westkolonnaden oder auf dem Dach des Pomonatempels sind 290 € auf den Tisch zu legen. Bei schlechtem Wetter kann der Empfang in das Sockelgeschoss des Westturms verlagert werden. Wer den Pomonatempel auf anderthalb Stunden für die Feier nutzen möchte, ist mit 670 € dabei. Diese Summen sind die nackte Raummiete. Ein (italienisches) Büfett kann auch vermittelt werden, ist aber natürlich extra zu bezahlen. Jeder wird sich diese Preise nicht leisten können. Doch darüber ist der Pfingstberg-Verein nicht böse, denn auf Heiratsmassentourismus zielt sein Angebot nicht. Den würde das königliche Aussichtsschloss ohnehin nicht aushalten. Bis jetzt gibt es zehn Anmeldungen, doch für Montag prophezeit Koltzer, dass die Telefone ununterbrochen klingeln werden. Wer nicht „über den Dächern von Potsdam königlich heiraten“ kann oder darf, dem bleiben andere Möglichkeiten. Dazu zählen das Krongut Bornstedt mit dem Hochzeitszimmer im Herrenhaus und das Motorschiff „Belvedere“ mit seinen mahagonigetäfelten Salons. Und nicht zuletzt das 2001 im Stadthaus eingerichtete Trauzimmer.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })