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Links und rechts der Langen Brücke: Nur die Fakten zählen

Dirk Becker über den absurd geführten Streit um den künftigen Standort für das Potsdam Museum

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Der Ärger ist verständlich. So wie SPD-Oberbürgermeister Jann Jakobs die Entscheidung der Verwaltung für das Alte Rathaus als künftigen Standort für das Potsdam Museum öffentlich machte, muss diese vielen der an der anderthalbjährigen Standortdiskussion Beteiligten wie eine „schallende Ohrfeige“ vorgekommen sein. Und wie die Verwaltung die Mitglieder des Kulturausschusses über Monate hinweg mit Versprechungen hingehalten hat, die für eine Entscheidung so nötigen Vergleichszahlen zu liefern und es dann doch nicht tat, ist mehr als eine „Unverschämtheit“. Dass dann mit einem verspätetet gelieferten Wirtschaftlichkeitsgutachten Zahlen vorgelegt werden, die schon auf den ersten Blick nicht stimmen können, löst bei vielen nur noch Kopfschütteln aus.

Die Entscheidung soll trotzdem Anfang Dezember fallen. Entweder zieht das Potsdam Museum in die städtische Immobilie Altes Rathaus oder in das vom privaten Investor sanierte und umgebaute und dann gemietete Brockesche Haus. Der Kulturausschuss hat sich schon zweimal mehrheitlich für das Brockesche Haus ausgesprochen – immer unter Vorbehalt der noch nicht vorliegenden Zahlen über die Kosten, die auf die Stadt zukommen werden. Auch ein großer Teil der Fraktionen plädiert für das Brockesche Haus. Angesichts des Agierens der Verwaltung in der Vergangenheit würde es nicht verwundern, wenn die Entscheidung längst gefallen ist. Doch bei all den Pleiten und Pannen darf bis zum Schluss nicht übersehen werden, dass beide Standorte für die Museumsnutzung geeignet sind. Und dass beide Vor- und Nachteile haben. Ein Museum im Brockeschen Haus würde den brach liegende Bereich am Stadtkanal zweifellos beleben. Doch die Räume im Alten Rathaus sind weitaus größer. Und es ist ein Trugschluss zu glauben, dass mit dem Landtagsneubau das Alte Rathaus zum „Selbstläufer“ wird und sich über ständig steigende Besucherzahlen freuen kann. Mit dem Einzug des Museums in das Alte Rathaus würde das Potsdam Forum in seiner Arbeit mit Sicherheit eingeschränkt werden. Zieht das Museum in das Brockesche Haus, wird es einen Mietvertrag über 20 Jahre geben. Doch wie es danach weitergeht, ist noch nicht klar. Egal wie die Entscheidung ausfallen wird, es geht dabei um öffentliches Geld, das die Stadt wirklich nicht im Überfluss hat. Das einzige, was zählen kann, sind die gegeneinander abgewogenen Fakten.

Dirk Becker

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