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Landeshauptstadt: Nur die Pelzmäntel waren nicht gefragt

Zugunsten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche wurde der Nachlass einer alten Dame versteigert. 13 100 Euro kamen zusammen.

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Innenstadt - Über zweihundert Mal schlug Auktionator Sebastian Kuhröber am Samstag den Hammer auf das Pult in der Kapelle der Garnisonkirche. Eine Jugendstil-Wanduhr machte den Anfang. „Zum Dritten“ hieß es, und für 25 Euro ging sie über die Theke.

Nach diesem bescheidenen Anfang ging es über drei Stunden lang munter und erfolgreich weiter: Kunstgegenstände, Porzellan, mit Diamanten, Amethysten oder Türkisen besetzter Gold- und Silberschmuck und viel „Kleinkram“ aus allen Lebensbereichen fanden neue Liebhaber. Am Ende kamen 13 100 Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche an der Breiten Straße zusammen.

„Ich fand die Versteigerung sehr gelungen“, sagt Friederike Schuppan von der Garnisonkirchen-Stiftung. „Es waren viele Leute da und es wurde mit Ausnahme von zwei Pelzmänteln alles versteigert“, äußerte sie zufrieden. Während ein gelblicher Pelzmantel für den halben Angebotspreis von hundert Euro dann doch noch seine Liebhaberin fand, blieb Auktionator Kuhröber auf einem Nerz zu einem Startpreis von 150 Euro sitzen.

Die Gegenstände stammten wie berichtet aus dem Nachlass von Johanna Hofmann aus Bad Pyrmont, die ihn ebenso wie 700 000 Euro in bar und dem Verkaufserlös einer Eigentumswohnung der Fördergesellschaft Garnisonkirche vererbt hatte. Die Spenderin war im Alter von 93 Jahren gestorben. „Es war nicht im Sinne von Frau Dr. Hofmann, dass wir hier ihr Leben darstellen“, sagte Felix Müller-Stüler vor Beginn der Versteigerung. Der 42-jährige Jurist aus Berlin fungiert als Schatzmeister der Fördergesellschaft.

Eine Auktion ist eine Art Pokerspiel. Je besser jemand den Wert eines Gegenstandes einschätzt, desto erfolgreicher kann er bieten. Den höchsten Erlös brachte ein silbernes Tafelbesteck aus 138 Teilen. 1100 Euro blätterte der Erwerber am Ende für das 800er-Silber hin. Beim derzeitigen Silberpreis von circa 500 Euro pro Kilogramm dürfte der Materialwert des Bestecks nicht gerade ein Schnäppchen sein. „Das Ganze sieht in der schwarzen Schatulle recht klein aus“, äußerte der Erwerber. Der gute Zweck, verbunden mit der Möglichkeit etwas Schönes zu ersteigern, sei für ihn das Motiv gewesen, sich zu beteiligen.

Die Versteigerung hatte das Potsdamer Auktionshaus Eichelkraut organisiert, und zwar kostenlos, wie Inhaber Tobias Kuhröber gegenüber den PNN betonte. Es handelt sich um ein Familienunternehmen: Bruder Sebastian leitete die Auktion, andere Angehörige beteiligten sich im Saal an der Versteigerung. „Auch ich habe mitgeboten“, sagte der Firmenchef. Für Friederike Schuppan ist die Mitwirkung der Kuhröber-Familie beim Bieten nicht anstößig. „Ich habe kein Problem damit“, sagte sie auf Nachfrage. Am Ende fließe jeder Erlös in die Spendenkasse.

Für Tobias Kuhröber war das Wertvollste nicht ein Teil aus Gold oder Silber, sondern der Kupferstich von Giovanni Battista Piranesi (1720-1778). Der Künstler ist vor allem durch seine Ansichten des antiken Roms bekannt. Sein imposanter Stich, der wohl den Titusbogen mit der Kolosseum-Ruine darstellt, fand für 650 Euro einen neuen Besitzer.

Weniger begehrt waren Bücher. Sechs Bände Goethe brachten nur vier Euro. „Wenn das Goethe wüsste“, entfuhr es dem Auktionator. Immerhin überflügelte Friedrich II. mit seinen gesammelten Werken in vier Bänden den Weimarer Dichterfürsten um fünf Euro. Für eine Büste des berühmtesten Preußenkönigs aus Bisquite-Porzellan, einem Material mit marmorähnlichem Aussehen, bot eine Interessentin 220 Euro.

Die Wiederherstellung der Garnisonkirche gehe kontinuierlich voran, berichtete Schatzmeister Müller-Stüler auf Nachfrage. Allein der Turm-Wiederaufbau soll 40 Millionen Euro kosten, diese Summe ist noch nicht zusammengekommen. Aber etwa 16 Millionen Euro sind schon in der Aufbau-Kasse – inklusive der versprochenen 12 Millionen vom Bund. „Wir rechnen damit, dass nach dem ersten Spatenstich im nächsten Jahr die Spendenbereitschaft zunimmt, so Schuppan. Als Zeichen des Wiederaufbaus wird laut Müller-Stüler Ende des Jahres die 15 Meter hohe Wetterfahne mit Sonne, Adler und Königs-Insignien in der Nähe des bereits aufgemauerten Eingangsportals aufgestellt.

Günter Schenke

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