Von Thomas Gantz: Nur die Ruhe
Der Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 erwartet morgen um 14 Uhr Türkiyemspor Berlin
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Die Mitteilung, die Dietmar Demuth gestern nach Beendigung eines kurzen Vormittagstrainings zu verbreiten hatte, bediente sich einer im Fußball üblichen Wendung. Mit Blick auf das am Samstag anstehende Heimspiel gegen Türkiyemspor Berlin (14 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) sprach der Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 davon, sich an der Tabellenspitze festsetzen zu wollen. „Wir schauen allerdings weiterhin nur von Spiel zu Spiel“, sagte er. Ist das ein Widerspruch? Ermüdet diese Sachlichkeit in der aktuellen Situation nicht? Babelsberg 03 hat schließlich in den vergangenen drei Meisterschaftsspielen zwölf Tore erzielt und neun von neun möglichen Punkten geholt.
Vor einigen Wochen noch, die Stimmung im Umfeld hatte nach einigen unattraktiven Spielen bereits gelitten, war daran nicht zu denken. Dietmar Demuth hat das im Hinterkopf behalten und ist dennoch vor dem morgigen Kräftemessen mit dem derzeit bestplatzierten Berliner Fußball-Viertligisten die Ruhe selbst. Das liegt womöglich daran, dass er spürt, dass so langsam Konstanz reinkommen könnte in die Leistungen und Ergebnisse. Die Stimmung auf dem Trainingsplatz hätte gestern nicht besser sein können. Die beiden nächsten Gegner nach dem morgigen Spiel (Hansa Rostock II, VFC Plauen) zählen derzeit zu den schwächeren Teams der Liga. Demuth weiß um die Gunst der günstigen Ansetzungen, er schiebt dies dennoch – nach außen zumindest – von sich. Kein Übermut bitte. Nur die Ruhe.
Vor dem Heimspiel gegen Türkiyemspor, dessen Trainer Taskin Aksoy guten Teamgeist und entschlossene Abwehrarbeit für den sehr guten siebten Tabellenplatz verantwortlich macht, ist das gesamte SVB-Aufgebot spielfähig. Angreifer Nicolas Hebisch standen gestern noch leichte Blessuren aus der zuletzt beim Hamburger SV II hoch mit 6:1 gewonnenen Partie im Gesicht. Im Bedarfsfall könnte der 19-Jährige jedoch eingesetzt werden. Aksoy, in den neunziger Jahren ein sehr guter Libero bei Tennis Borussia Berlin, war zuletzt beim 0:0 der Babelsberger gegen den VfL Wolfsburg II im Karl-Liebknecht-Stadion dabei. In der Branche gilt der 42-Jährige als Taktikfuchs, dessen Mannschaft an sehr guten Tagen durchaus auch so etwas wie spielerischen Glanz zu verbreiten versteht. Im Normalfall lebt die Mannschaft jedoch von den Kardinaltugenden kleinerer Vereine: Leidenschaft, Kampf und Disziplin.
Babelsberg 03 hat diese allemal auch zu bieten. Festmachen könnte man sie an Matthias Rudolph. Der Abwehrspieler, der kürzlich 27 wurde, wird morgen sicher wieder einer der Babelsberger sein, die am meisten gelaufen sind.
Matthias Rudolph verkörpert im Alltag den etwas anderen Leistungsfußballer, der sich zeitlich mit dem Lehrbetrieb an der Uni Potsdam und dem Trainingsbetrieb bei Potsdams bester Fußballmannschaft arrangiert. Heute steht dem SVB-Abwehrspieler eine wichtige Examensarbeit ins Haus. Morgen ein wichtiges Fußballspiel. Auch Rudolph geht den zweiten Schritt nicht vor dem ersten.
Thomas Gantz
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