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Landeshauptstadt: Nur ein Bieter für Siemens-Villa

Hamburger Grundstücksgesellschaft ersteigerte Gebäude aus dem Besitz von Dr. Michael Schöne

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Jägervorstadt - Für die Siemens-Villa in der Gregor-Mendel-Straße 21/22 und das angrenzende Grundstück in der Schlegelstraße 9/10 fand sich bei der gestrigen Zwangsversteigerung vor dem Amtsgericht Potsdam nur ein Bieter. Die „Grundstücksgesellschaft Waldheim“ aus Hamburg gab das einzige Gebot für beide Immobilien ab. Bei der Höhe bewegte sie sich exakt auf dem Niveau des Verkehrswertes: 2,34 Millionen und 700 000 Euro. Der Zuschlag ist aber noch nicht erteilt, weil der Gläubiger eine Zuschlagsaussetzung beantragt hat. Die Verkündung erfolgt am 14. November beim Amtsgericht. Nach Meinung aller Beteiligten ist jedoch davon auszugehen, dass die Hamburger Gesellschaft den Zuschlag erhält.

Im Grundbuch sind als Eigentümer Petra und Dr. Michael Schöne eingetragen. Letzterer ist in Potsdam als Vorsitzender des Fördervereins zum Wiederaufbau des Stadtschlosses bekannt. Schöne hatte die Liegenschaft Anfang der neunziger Jahre erworben und die darauf befindlichen Gebäude bis zu einem gewissen Grade wieder hergestellt. Die Siemens–Villa in der Gregor-Mendel-Straße 21 hatte Firmengründer Werner von Siemens für seine Tochter, Käthe Pietschker geb. von Siemens, 1890 errichten lassen. Käthe Pietschker bewohnte noch nach dem Kriege die oberen Räume. Später war in dem Gebäude unter anderem eine Krankenstation der sowjetischen Armee untergebracht. 1987 brannte das Haus, wie es heißt „bis auf die Grundmauern“, ab, wodurch wesentliche Teile der äußeren Architektur in Mitleidenschaft gezogen waren. Vom so genannten Gärtnerhaus in der Schlegelstraße war nach dem Wegzug der Russen nur noch ein Geschoss übrig.

Gläubigerin beider Anwesen ist die IKB Deutsche Industriebank AG in Berlin. Deren Rechtsanwalt Harald Sommerfeld begründete die Zwangsversteigerung auf PNN-Nachfrage damit, dass für einen direkten Verkauf zum Verkehrswert „zu viele Forderungen dranhängen“, welche die IKB nicht übernehmen wollte. Die Zwangsversteigerung sei der einzige Weg, um die Grundstücke lastenfrei an einen neuen Eigentümer zu bringen.

Mit Ausnahme einer Remise, dem so genannten Kutscherhaus, stehen die Gebäude leer und der ausgedehnte Park wirkt verwildert.

Die Siemens-Villa war bis 2001 teilweise gewerblich genutzt, das benachbarte Gärtnerhaus befindet sich nach Aussage eines Gutachtens im „Rohbauzustand“. Dieses Einfamilienhaus mit sieben Zimmern ist im Jahre 1895 vom Berliner Architekten Otto March im englischen Landhausstil aus Backstein mit Fachwerkgiebel errichtet worden und war 1994 wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt worden. Der Innenausbau mit elektrischen und sanitären Anlagen blieb jedoch wegen der Insolvenz von Schönes Grundstücksgesellschaft auf halber Strecke stehen. Der Gesamtkomplex befindet sich seit Mitte 2004 unter Zwangsverwaltung.

Die erwerbende Grundstücksgesellschaft will die Baulichkeiten auf dem Gelände für Miet- und Gewerbenutzung herrichten, wobei das Baurecht noch unklar ist. Hans-Helmut Willers, von der Hamburger Gesellschaft als Betreuer für die Liegenschaft eingesetzt, vertrat gegenüber den PNN die Auffassung, ein gesonderter Bebauungsplan sei nicht erforderlich. Die Vermarktungschancen einer Wohn- und Gewerbeanlage in unmittelbarer Nähe des Parkes Sanssouci beurteilt er als sehr günstig. Noch nicht festgelegt sei, ob Miet- oder Eigentumswohnungen entstehen. Günter Schenke

Günter Schenke

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