Links und rechts der Langen Brücke: Nur ein Patt rettet beide
Jan Brunzlow über die Zukunft von Jakobs und Scharfenberg
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Orakelt wird viel: Aber egal ob Die Linke oder die SPD als Sieger aus der Wahl in Potsdam hervorgeht, es wird eine wegweisende Entscheidung für die Spitzenkandidaten. SPD gegen Linke – oder besser Jann Jakobs gegen Hans-Jürgen Scharfenberg, der amtierende gegen den Möchtegern- Oberbürgermeister, heißt das Duell seit sechs Jahren, das nun einen Abschluss finden könnte. Jakobs ist im Jahr 2002 gegen Scharfenberg mit 122 Stimmen Mehrheit zum Oberbürgermeister gewählt worden. Das Regieren war einfach, denn die SPD hatte innerhalb der Stadtverordnetenversammlung von der Platzeck-und-Schröder-Wahl 1998 eine klare Mehrheit. Damit war es kurz darauf, im Herbst 2003, vorbei. Die Linke hat die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung übernommen und damit Jakobs mit seiner Fraktion in die Defensive gezwungen. Gelegentlich galt die Stadt dabei als unregierbar. Nun hat Jakobs seine Stimme für die Wahl in den Ring geworfen, ohne dass er gewählt werden kann. War das wirklich nötig? Es ist zumindest mutig, denn wenn er beziehungsweise die SPD nicht deutlich gestärkt aus dieser Wahl gehen, wird es für ihn noch schwerer. Dann wird sich die angespannte Lage, der Dauerkampf zwischen Scharfenberg und ihm nicht entspannen, sondern bis zur Oberbürgermeisterwahl in zwei Jahren hochschaukeln. Wenn Jakobs nach einer Niederlage überhaupt weitermachen will: bei einer derben Niederlage ist ein Rücktritt nicht ausgeschlossen. Davon geht im Moment bei den Sozialdemokraten allerdings keiner aus. Sie hoffen die Wahl zu gewinnen und das Ende der Ära von Hans- Jürgen Scharfenberg einläuten zu können. Denn auch für Scharfenberg geht es um viel. Wenn er erneut gegen Jakobs verliert, wird die Linke sich einen neuen Oberbürgermeisterkandidaten für 2010 suchen müssen. Dann hätte Scharfenberg sowohl die Stichwahl 2002 als auch die Kommunalwahl 2008 verloren. Eine dritte Chance wäre innerhalb der Partei kaum zu vermitteln. Schon jetzt drängeln hinter Scharfenberg junge Linke, die bislang weggebissen worden sind. Beide retten kann nur ein ungefährer Gleichstand – dann bliebe alles wie es ist. Unbefriedigend.
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