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Von Viktoria Schiller: Nur eine Stunde Spielspaß

Stadt- und Landesbibliothek lädt mittwochs ab 14 Uhr zum Videospielen ein

Stand:

„Wechsle die Person, mit der anderen kommst du besser über die Brücke.“ Für Außenstehende spricht Mathias Sandner, Praktikant in der Stadt- und Landesbibliothek, in Rätseln. Der achtjährige Bruno weiß dagegen ganz genau, was zu tun ist. Er drückt die grüne Dreieckstaste und flitzt über den virtuellen Steg. Bruno befindet sich im ersten Level des Videospiels „Indiana Jones“. Der Drittklässler ist an diesem Nachmittag einer der Ersten in der Kinder- und Jugendbibliothek, die an jedem Mittwoch zum Videospielen einlädt. Der kleine Bruno mag Spielfilme eigentlich viel lieber als Computerspiele. Das neue Abenteuerspiel aber begeistert auch ihn: „Es ist spannend, weil man ganz viele Aufgaben lösen muss.“ Spätestens in sechzig Minuten wird der Bildschirm allerdings schwarz werden. Denn Praktikant Mathias auch darauf, dass nach einer Stunde Spielspaß Schluss ist.

Der Leiter der Kinder- und Jugendbibliothek, Ronald Gohr, erklärt das Konzept des neuen Videospiel-Nachmittags so: „Unsere Bibliothek hat auch einen Erziehungsauftrag für Medien. Wir bieten kindgerechte Spiele, die von einer Fachjury für den Kindersoftwarepreis “Tommi“ nominiert worden sind. Die Kinder spielen bei uns unter Anleitung und können viel lernen. Und ihre Eltern erkennen, dass es auch sinnvolle Spiele gibt.“ Um keine Konkurrenz zur Schule aufzubauen, stünden die Computerspiele auch erst am Nachmittag zur Verfügung.

Der neue Spielenachmittag richtet sich aber nicht nur an die Kleinen. „Das Nicht-Wissen der Eltern ist problematisch“, sagt Ronald Gohr. „Es bringt nichts, neue Medien zu verteufeln. Man sollte zwischen guten und schlechten Spielen unterscheiden.“ Deshalb lade die Bibliothek Eltern ein, ihre Kinder zum Spielenachmittag zu begleiten.

Während der Testphase der Videospiele hat Gohr zufolge jedes dritte Kind seine Eltern mitgebracht. Vier Wochen lang erprobten und bewerteten mehr als 40 kleine Potsdamer Computer- und Konsolenspiele für den bundesweiten Kindersoftwarepreis „Tommi“. Die sieben Favoriten aller zwölf Kinderjurys wurden am 17. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet. Gohr kann sich gut vorstellen, beim nächsten Kindersoftwarepreis wieder eine Potsdamer Kinderjury zusammenzustellen. Er sieht den Wettbewerb nicht nur als Möglichkeit an, die Qualität von Videospielen zu kontrollieren. Auch die Kinder können seiner Meinung nach etwas dabei lernen: „Die kleinen Juroren müssen sich zusammenhängend ausdrücken und schriftlich begründen, warum ihnen etwas gefällt oder warum sie etwas gar nicht mögen.“ So lernten die Kinder, sich kritisch mit Videospielen auseinanderzusetzen – und dass auch gewaltfreie Spiele viel Spaß machen.

Viktoria Schiller

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