Landeshauptstadt: Nur „Gebrauchsspuren“
Streit um Risse im Fortunaportal entbrannt
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Innenstadt - Um die Risse im Fortunaportal auf dem Alten Markt entbrennt ein Streit zwischen dem Land und dem Sanierungsträger der Stadt Potsdam. Beide Seiten schieben sich nun gegenseitig die Verantwortung für die Schäden an dem – für den Landtagsneubau zentralen Bauwerk – zu. Nachdem ein Sprecher des Finanzministeriums vergangene Woche erklärt hatte, diese Risse seien schon 2008 vor dem ersten Spatenstich für das neue Stadtschloss im März 2010 festgestellt worden, konterte nun der Sanierungsträger und widersprach ausdrücklich der bisherigen Darstellung des Ministeriums.
Es sei zu vermuten, dass die „gegenwärtig zu verzeichnenden Schäden“ mit den Gründungsarbeiten für den Landtag im unmittelbaren Umfeld des Portals entstanden sind, erklärte der Sanierungsträger in einer Mitteilung. Die „für die Standsicherheit offensichtlich problematischen Risse können demnach erst nach der Übergabe“ des Grundstückes an das Land im März dieses Jahres „entstanden sein“. Der kommunale Sanierungsträger beruft sich dabei auf einen Sachverständigen, der im Februar „unbedenkliche Risse, Feuchteschäden, Putzabplatzungen und Kantenabbrüche“ festgestellt und diese als „nicht wesentlich“ eingestuft hatte. Insgesamt sei der Zustand der Fassaden von dem Gutachter „als gut bis befriedigend bewertet“ worden. Auch der Bauträger, also das Unternehmen BAM, habe im Zuge der Übergabe nichts anderes festgestellt. Die „Gebrauchsspuren“ und „kleineren Mängel“ „waren für die Standsicherheit des Gebäudes jedoch offensichtlich unbedenklich“.
Nur in einem Punkt widersprechen sich das Land und der Sanierungsträger nicht – dass es nämlich Risse im Sandstein-Mauerwerk gibt. Diese sind laut Finanzministerium seit 2008 bekannt, als im Auftrag der Stadt Potsdam der Zustand des Portals erfasst worden war. Das Ministerium legte sich dabei vergangene Woche bereits eindeutig fest: Es bestehe keine Gefahr für das Bauwerk, dessen Zustand sei unverändert. Dass die Schäden mit den im April dieses Jahres begonnenen Baumaßnahmen für den neuen Landtag zusammenhängen, schloss das Ministerium ebenso aus. Inzwischen stützen Gerüstbaustangen und Mauersteine den Bogen des Fortunaportals ab, damit rundum und unter den Fundamenten der Boden verfestigt werden kann.
Die Ursachen für die Risse sind damit weiter unklar. Und wie die Schäden beseitigt werden und wer dafür aufkommt, darüber müssen das Land und die Stadt erst noch verhandeln. Beide Seite sind sichtlich bemüht, in dem Streit ihr Gesicht zu wahren – vor allem vor dem TV-Journalisten Günther Jauch. Mit Hilfe seiner Spende von drei Millionen Euro ist das Portal 2002 errichtet und damit letztlich auch die Initialzündung für den Schlossneubau gegeben worden.
Immerhin zeichnet sich nun ein Termin für die Grundsteinlegung des neuen Landtags ab. Der war mehrmals verschoben worden. Ursprünglich sollte der Grundstein im August gelegt werden, dann war ein Termin um Herbst im Gespräch, nun soll es Mitte Januar so weit sein, wie ein Sprecher des Finanzministeriums bestätigte. Nach dem ersten Spatenstich im März hatten sich die Arbeiten immer wieder verzögert, weil es zwischen Stadt und BAM zum Streit über Auflagen in der Baugenehmigung gekommen war. Es ging um archäologische Untersuchungen und komplett neu zu verlegende Anschlüsse für Strom und Wasser. axf
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