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Landeshauptstadt: Nur noch Schulden

Der Lindenpark e.V. hat Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt / Knapp eine Million Euro Schulden

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Babelsberg - Der Lindenpark e.V. ist zahlungsunfähig. Am Freitag hat Geschäftsführer Dirk Harder beim Amtsgericht Potsdam einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingereicht. Gestern informierte er die 25 Mitarbeiter über die aktuelle Situation. Damit sind die Bemühungen des neuen Vorstandes, in den vergangenen zwei Jahren den durch Überschuldung angeschlagenen Verein wieder wirtschaftlich auf Kurs zu bringen, vorerst gescheitert. Mit dem Lindenpark ist neben dem Waschhaus e.V. in der Schiffbauergasse, den eine Schuldenlast von über 200 000 Euro drückt, nun der zweite große soziokulturelle Verein in Potsdam vom Aus bedroht. „Wie es jetzt weitergeht, das entscheidet der Insolvenzverwalter“, sagte Harder gestern in einem Pressegespräch.

Betroffen sind neben dem gleichnamigen Veranstaltungshaus in der Stahnsdorfer Straße, der Jugendclub „j.w.d.“ auf dem Gelände des Lindenpark e.V., die Sternwerkstatt in der Jagdhausstraße und das für die zwei Jugendsozialarbeiter des ehemaligen Jugendclubs S 13 in der Holzmarktstraße angemietete Ladengeschäft. Die Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende, müssen nun bei der Arbeitsagentur ein so genanntes Insolvenzausfallgeld beantragen, um den Lohnausfall auszugleichen, so Harder.

„Wir versuchen natürlich alles, um den Veranstaltungsbetrieb weiterführen zu können“, sagte Harder. Die Entscheidung liege aber allein beim Insolvenzverwalter, der vom Amtsgericht eingesetzt werden muss. „Wenn der sagt, das Haus bleibt zu, müssen wir das akzeptieren.“ Dies würde bedeuten, dass das am Wochenende geplante 18. Ska-Festival ausfallen müsste, obwohl die Bands gebucht und deren Reisekosten längst bezahlt sind. Harder aber hofft, dass eine Lösung zugunsten des Lindenpark e.V. gefunden wird.

Dirk Harder hatte im April 2006 den Vorsitz im Lindenpark e.V. übernommen. Wenige Tage später übernahm er auch die Geschäftsführung von Monika Keilholz, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Tätigkeiten niederlegen musste. Keilholz hatte den Lindenpark e.V. 22 Jahre lang geleitet. Unter ihrer Führung war der Verein in die Überschuldung geraten, konnten monatelang nicht die Gehälter an die Mitarbeiter gezahlt werden.

„In den vergangenen beiden Jahren ist es uns gelungen, mit dem Verein keine neuen Schulden zu machen. Wir haben bewiesen und noch im April von einem Wirtschaftsgutachter bestätigt bekommen, dass wir sanierungsfähig sind“, sagte Harder. Doch letztendlich habe der Verein so nur den großen Schuldenberg vor sich hergeschoben, der so Harder, bei knapp einer Million Euro liege. Neben Großgläubigern wie der EWP, der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) und der Stadt gäbe es zahlreiche kleinere Gläubiger. Harder bezifferte die Zahl auf etwa 30. Notwendige Investitionen in Technik und die Sanierung des Gebäudes waren unter diesen Umständen kaum möglich.

Im Dezember hatte der Verein mit der MBS Gespräche über einen möglichen Sanierungskredit aufgenommen. Laut Harder ging es um 250 000 Euro. Die Vergabe war an einen umfangreichen Anforderungskatalog gebunden. „Wir sind diesen Verpflichtungen nachgekommen“, sagte Harder. Trotzdem habe sich die MBS entschieden, den Sanierungskredit doch nicht zu vergeben. Daraufhin blieb dem Vorstand keine andere Wahl, als den Antrag auf ein Insolvenzverfahren zu stellen.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nannte es „im höchsten Maße bedauerlich“, dass der Insolvenzantrag gestellt werden musste. Die Stadt habe die Bemühungen des Vereins in den vergangenen Jahren immer unterstützt. Es müsse nun darum gehen, den Veranstaltungsbetrieb des Lindenpark e.V. aufrecht zu erhalten. Jakobs sicherte der Leitung des Vereins die Hilfe der Stadt bei diesen Bemühungen zu. Die Stadt unterstützt den Lindenpark e.V. jährlich mit 130 000 Euro.

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