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Links und rechts der Langen Brücke: Nützliche Internas

Michael Erbach ist froh darüber, dass die geheimen Pläne zum Parkeintritt für Sanssouci vor der Entscheidung des Stiftungsrats bekannt geworden sind

Stand:

Wenn aus internen Sitzungen brisante Informationen an die Öffentlichkeit dringen, dann ist dies den Teilnehmern solcher Runden in den allermeisten Fällen gar nicht recht. In diesem Fall jedoch könnte es umgekehrt sein. Die Schlösserstiftung plant ab 2013 einen regulären Eintritt in den Park von Sanssouci – andere Welterbeparks könnten folgen. Die Entscheidung darüber soll am 5. Mai auf einer Sitzung des Stiftungsrats fallen. Nun ist das Konzept dazu im Vorfeld öffentlich geworden. Umfragen unter Touristen ergaben, dass die meisten bereit sind, zwei Euro für den Besuch des Parks von Sanssouci zu zahlen. Wer eine weite Reise macht, der wird sich nicht vor einem Eintrittsgeld scheuen. Wozu dann also die große Aufregung nach Bekanntwerden der Pläne der Schlösserstiftung hier in der Stadt? Sie ist berechtigt. Es sind nämlich vor allem die Potsdamer, die von einer solchen Regelung betroffen wären. Sicher, ein Jahreseintritt von zwölf Euro ist nicht die Welt – aber es geht um die Symbolik, um das nicht nachvollziehbare Ende eines Erbes im Welterbe: Ein Park, der Jahrzehnte lang ein freier Park für das Volk war, ist dann nicht mehr frei zugänglich. Ein großer Teil der Tore würde geschlossen werden, an den verbliebenen Eingängen hieße es: Zahlen oder Jahreskarte vorzeigen oder jedes Mal nachweisen, dass man zu denjenigen gehört, die den Park kostenlos betreten dürfen. Das wird wie Schikane wirken, eine Mauer entstünde in den Köpfen. Und was die Bürger ebenfalls nicht akzeptieren wollen: 4,5 Millionen Euro fehlen der Stiftung pro Jahr für die Pflege der Parkanlagen. Ein Großteil des Defizits soll über den Eintritt ausgeglichen werden. Doch daran darf gezweifelt werden. Die Einrichtung der Kontrollstellen, die Bezahlung des Personals und der bürokratische Aufwand bei der Abwicklung der erfolgten Zahlungen wird mit Sicherheit einen Teil der Einnahmen verschlingen – egal, wie hoch diese sein werden. Stiftungsschef Dorgerloh verwies darauf, dass er am liebsten auch keinen Eintritt nehmen würde – aber irgendwoher müsse das Geld für die Parkpflege kommen, sonst sei gar der Welterbestatus der Parkanlage in Gefahr. Seine Lösung: Erhöhung der Zuwendungen von den drei Geldgebern Bund, Berlin und Brandenburg. Durch den entstandenen Druck wegen der öffentlichen Diskussion kann davon ausgegangen werden, dass der Stiftungsrat es sich nicht traut, den Potsdamer Wegezoll zu beschließen, sondern sich letztendlich für höhere Zuschüsse entscheidet. Das werden wir uns – zumal mit unser aller Steuergelder – auch leisten können. Jetzt schauen alle auf den kommenden Donnerstag. Manchmal ist es gut, wenn Internas nach außen dringen. Dorgerloh wird es recht gewesen sein.

Michael Erbach

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