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Landeshauptstadt: „O jammer, sie ist hin“

In Gransee erinnert ein Schinkel-Denkmal an die beliebte Preußenkönigin Luise Rund ums Städtchen läuteten zum Trauerzug die Glocken

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In Gransee erinnert ein Schinkel-Denkmal an die beliebte Preußenkönigin Luise Rund ums Städtchen läuteten zum Trauerzug die Glocken „Gesund allein macht Doktor Heim“ – das war der Werbespruch für Ernst Ludwig Heim, den populärsten Volks- und Leibarzt preußischer Fürsten. Zu Beginn seiner Karriere bestellte ihn Friedrich Wilhelm III. im Juli 1810 ins Schloss Charlottenburg. Danach schrieb Heim in sein Tagebuch: „Heute zum ersten Mal einem König den Puls gefühlt". Der König sorgte sich aber mehr um die Gesundheit seiner jungen Gemahlin Luise, die ihm in den vergangenen 15 Jahren zehn Kinder geschenkt hatte. Die Königin weilte zu Besuch bei ihrem Vater in Hohenzieritz bei Neustrelitz. Ihre Gesundheit war schon seit längerem angegriffen und vor einigen Tagen hatte sich hohes Fieber eingestellt. Der König ließ Heim nach Hohenzieritz bringen, wo dieser Luise untersuchte. Neben einer Lungenentzündung hatte sich ein Abszess in der Lunge geöffnet. In den nächsten Tagen verschlechterte sich der Gesundheitszustand rapide. Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss schrieb am 18. Juli in ihr Tagebuch: „Bis um Mitternacht saß ich an ihrem Bett, ach, meine arme Königin, sie war entsetzlich krank." Der König war durch eine Stafette informiert worden und hatte sich von Charlottenburg aus sofort auf den Weg gemacht. „Endlich kam der König, aber die Königin hatte bereits den Tod auf der Stirn geschrieben!" So schildert Gräfin Voss die letzten Minuten. „Ihre großen Augen weit geöffnet und aufwärts blickend, sagte sie: Ich sterbe, o Jesu, mach'' es leicht!" Sechs Tage war sie bis zum 25. Juli aufgebahrt, dann überführte man sie in glühender Sonnenhitze nach Berlin. Von Ort zu Ort wurde der Zug größer, überall läuteten die Kirchenglocken. Am Abend erreichte der Trauerzug Gransee, wo man den Sarg in einem schwarzen Langzelt auf dem Luisenplatz die Nacht über aufbahrte. Am nächsten Morgen setzte sich der Kondukt wieder in Bewegung und erreichte am 27. Juli Berlin. In Gransee wurde zur Erinnerung an die Nacht der toten Königin nach einem Entwurf von Schinkel das Luisen-Denkmal aufgestellt. Auf einem Steinsockel ruht ein Sarg, am Kopfende eine Krone, an den Ecken Lotosblumen. Zwei Inschriften sind zu beiden Seiten des Sockels zu lesen: „an dieser Stelle sahn wir jauchzend ihr entgegen, wenn sie die herrliche in milder herbheit glanz mit engelfreundlichkeit vorüber zog“ und: „an dieser stelle hier ach flossen unsre thränen, als wir dem stumme zuge betäubt entgegensahn o jammer, sie ist hin.“ cps

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