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Von Antje Horn-Conrad: Oberkante Unter-Lippe

Vom Hochwasserschutz bis zur artgerechten Tierhaltung: Im GeoForschungsZentrum auf dem Telegraphenberg wurden Deutschlands beste junge Umweltschützer ausgezeichnet

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Den Weißstorch hat man an der Lippe lange nicht gesehen. Doch seit die Auen des Flusses zum Schutz vor den immer häufiger auftretenden Hochwassern renaturiert werden, kehrt Adebar in die Region zurück. Und mit ihm viele andere Pflanzen und Tiere, wie Laubfrosch, Feuerlibelle und Eisvogel.

Soester Gymnasiasten haben dies herausgefunden und ihre Beobachtungen in einer Studie zum Hochwasserschutz veröffentlicht. Für diese Arbeit mit dem sinnträchtigen Titel „Oberkante Unter- Lippe“ erhielten die Zehntklässler am vergangenen Freitag im Potsdamer GeoForschungsZentrum einen Sonderpreis des diesjährigen Bundes-Umwelt- Wettbewerbs.

Bereits zum 18. Mal hatte das Kieler Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften deutschlandweit Jugendliche und junge Erwachsene aufgerufen, sich mit Umweltproblemen in ihrem Lebensumfeld zu beschäftigen und nach konkreten Lösungen zu suchen. So haben Gymnasiasten aus Neustrelitz ihr Jugendwaldheim „Steinmühle“ ökologisch saniert, eine Holz-Solar-Heizung installiert und die Wände gedämmt. In Husum ist der Prototyp des Solarautos „Dädalus“ entwickelt worden und im baden-württembergischen Altensteig wachsen dank eines Schülerprojekts nun Wildblumen in kommunalen Grünanlagen – eine Initiative für naturnahe Stadtbiotope.

Rund einhundert Wettbewerbsarbeiten sind aus dem gesamten Bundesgebiet eingesandt worden. Im Vergleich zu anderen Ländern hielten sich Schüler aus Brandenburg mit gerademal vier Wettbewerbsbeiträgen eher zurück. So fand sich unter den Preisträgern auch nur eine brandenburgische Schülerin: Die 15-jährige Alwine Schulze vom Max-Steenbeck-Gymnasium in Cottbus erhielt für ihre Arbeit zur Erzeugung von Windenergie einen Förderpreis des Bundesforschungsministeriums.

Die für die diesjährige Preisverleihung ausgewählte Wissenschaftsstadt Potsdam fand sich nicht unter den Gewinnern. Das GeoForschungsZentrum (GFZ) erwies sich dennoch als guter Gastgeber. GFZ-Vorstand Reinhard Hüttl sprach in seinem Festvortrag über das „System Erde“ und die inzwischen alle Fachgebiete berührende Umweltforschung. Wie das interdisziplinäre Arbeiten in der Praxis funktioniert, konnten sich die jungen Preisträger bei einem Rundgang durch den Wissenschaftspark auf dem Telegraphenberg ansehen und bei der Gelegenheit auch das GeoLab besichtigen. Das Schülerlabor für experimentelle Geowissenschaften steht geologisch und umwelttechnisch interessierten Potsdamer Schülern jederzeit offen. Es bietet natürlich auch die Möglichkeit, sich für den gerade neu ausgeschriebenen Bundes-Umwelt-Wettbewerb 2009 fit zu machen.

Eine Teilnahme kann sich lohnen: Das Bundesforschungsministerium und verschiedene Umweltorganisationen stiften Geldpreise bis zu 1500 Euro. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, zu der auch das GFZ gehört, hält für die begabtesten Schüler Praktikumsplätze bereit. Und wer eine wissenschaftlich besonders vielversprechende Arbeit einreicht, kann vom Bundes-Umwelt-Wettbewerb für die Aufnahme in die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen werden.

Diese Ehre wurde am Freitag der 17-jährigen Catharina Ulrich aus Baden-Württemberg zuteil, die die Risiken und Konsequenzen des Einsatzes von Antibiotika in der Massentierhaltung untersuchte. Ihre bereits im Modellversuch erprobte Idee, mit Enzymen Antibiotikafilter zu konstruieren und direkt im Gülleauffang landwirtschaftlicher Betriebe einzusetzen, will sie später im Studium weiterverfolgen. Wird der Vorschlag des Bundes-Umwelt-Wettbewerbs angenommen, dann erhält Catharina Ulrich künftig an der Universität ein Stipendium der Studienstiftung.

Mitunter kann sich die Arbeit für den Wettbewerb auch wirtschaftlich auszahlen. André Heinrich und Florian Trost aus Osnabrück haben Fitnessgeräte wie Ergometer und Stepper zur Herstellung von Wasserstoff als Energieträger umgebaut. Allein mit Muskelkraft soll auf diese Weise ein Teil des Energiebedarfs von Fitnesscentern gedeckt werden. Die Konstruktion funktioniert und ist bereits zum Patent angemeldet.

Antje Horn-Conrad

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