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Landeshauptstadt: Oberlinhaus streicht Hilfsangebot Familienentlastender Dienst wird eingestellt

Schlechte Nachricht für Eltern von Kindern mit Behinderungen: Der Oberlinhaus-Verein streicht ab kommenden März seinen seit zehn Jahren existierenden familienentlastenden Dienst. Das bestätigte Oberlin-Sprecherin Silvia Haßmann-Vey auf Anfrage: „Neben einer schwierigen Situation der Refinanzierung sehen wir uns mit ständig steigenden Anforderungen seitens der Ämter, Behörden und Kostenträger konfrontiert.

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Schlechte Nachricht für Eltern von Kindern mit Behinderungen: Der Oberlinhaus-Verein streicht ab kommenden März seinen seit zehn Jahren existierenden familienentlastenden Dienst. Das bestätigte Oberlin-Sprecherin Silvia Haßmann-Vey auf Anfrage: „Neben einer schwierigen Situation der Refinanzierung sehen wir uns mit ständig steigenden Anforderungen seitens der Ämter, Behörden und Kostenträger konfrontiert.“ Der Dienst in der Rudolf-Breitscheid-Straße bot Eltern mit behinderten Kindern eine flexibel nutzbare Entlastung an: stunden- oder tageweise sowie auch über Nacht.

Haßmann-Vey sagte, in den vergangenen Jahren sei der Bedarf an umfassenden Betreuungsangeboten für Kinder mit komplexen Behinderungen stetig gestiegen – das habe das Oberlinhaus bei seinem freiwillig angebotenen, ursprünglich für stundenweise Hilfe ausgelegten Dienst zu spüren bekommen. „Die Kosten würden in nächster Zeit um das Fünffache steigen. Unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen ist das nicht refinanzierbar“, so Silvia Haßmann-Vey. Generell existiere für Kinder mit Behinderung eine Versorgungslücke im Hortbereich. Derzeit würden täglich sechs bis elf Kinder und Jugendliche versorgt.

Dass der Dienst wegfallen soll, sorgt bei den Betroffenen für Entsetzen. Den PNN liegen Schreiben von Eltern an die Stadt und die Fraktionen im Stadtparlament vor. Unter anderem schreibt eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, wegen des Wegfalls des Dienstes müsse sie nun um ihren Arbeitsplatz bangen. Denn sie wisse nicht mehr, wer ihre 15 Jahre alte geistig behinderte Tochter in den Ferien betreuen könnte. „Auch wenn ich in den Nachmittagsstunden arbeitsbedingt eine Betreuung benötige, bringt der Fahrdienst vom Oberlinhaus meine Tochter direkt von der Comenius-Schule zur Betreuung – und ich hole sie von dort ab.“ Dieses Angebot dürfe nicht wegfallen, so die Mutter – sie bitte um Hilfe.

Bei der Stadtverwaltung gibt man sich unsicher, ob ein dauerhafter Ersatz wirklich möglich ist. „Natürlich nehmen wir mit Bedauern zur Kenntnis, dass diese sehr wichtige Leistung für Familien eingestellt wird“, sagte Stadtsprecherin Christine Weber. Demnächst werde man sich zu einem Gespräch mit dem Oberlinhaus zusammensetzen, um Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Stadt auszuloten: „Parallel wird geprüft, ob es Alternativen für betroffene Familien gibt.“ Sozialausschusschefin Birgit Morgenroth (SPD) sagte, in dem Gremium habe man sich verabredet, die Angelegenheit zu verfolgen und gegebenenfalls unterstützend einzugreifen. Sollte der Dienst tatsächlich ersatzlos wegfallen, wäre das für die Eltern eine Katastrophe, so Morgenroth.

Das Oberlinhaus zeigt sich zumindest in einem Punkt kompromissbereit – eine Ferienbetreuung sei in einem zeitlich reduzierten Umfang möglich. „Dafür werden wir voraussichtlich in den Oster- und Herbstferien jeweils eine Woche und in den Sommerferien sogar für zwei Wochen ein Angebot unterbreiten können“, sagte Haßmann-Vey. HK

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