Landeshauptstadt: Oberlympische Disziplinen
Bierkrüge halten und Autos ziehen gestern im BBW
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Imke Hermann lehnt sich nach vorne und lacht ungläubig. Am Gurt, der ihr eben um den Bauch gelegt wurde, hängt ein gelber Kleinwagen. Den soll die 22-jährige Bürokraft-Auszubildende 26 Meter weit ziehen. „Car-Power-Competition“ heißt diese „oberlympische“ Disziplin.
Bildungs- und Sportminister Holger Rupprecht eröffnete gestern 9 Uhr die „Oberlympics“ standesgemäß nach Entzündung des „oberlympischen“ Feuers. Die Flamme dafür kam buchstäblich vom Himmel: Das Feuer brachte Andreas Höppner, Chef des Potsdamer Olympiastützpunktes, per Fallschirm aufs Sportfeld des Berufsbildungswerkes (BBW) an der Parforceheide. Unter den Eröffnungsgästen waren außerdem Navina Omilade von Turbine Potsdam, das Bobteam von Olympiasieger Carsten Embach sowie die Sportgeschwister Udo und Hans-Georg Beyer.
Und dann ging es los für die 700 Auszubildenden des BBW des Oberlinhauses. Sie konnten sich unter anderem im Nägelschlagen, Wäscheabnehmen, Rollstuhl-Slalom, Aqua-Aerobic, Hufeisenwerfen, Wattepusten, Teebeutelweitwurf oder Bierkrughalten messen. Insgesamt 90 verschiedene Disziplinen, darunter auch Klassiker wie Fußball und Basketball, waren im Angebot. Die Stimmung war gut auf dem idyllisch gelegenen Gelände des BBW. Die Sportangebote seien speziell auf Menschen mit verschiedenen Behinderungen zugeschnitten, erklärt Sacha Pohnert, Organisator und Sportlehrer im BBW. Mindestens neun Stationen mussten die Teilnehmer absolvieren, um an der abschließenden Tombola teilnehmen zu können.
Die Oberlympics finden in unregelmäßiger Folge bereits zum fünften Mal statt. Die Idee dazu entstand im Jahr 2000 in Zusammenarbeit mit der Uni Potsdam und wird seitdem in Kooperation durchgeführt. Die Studierenden des Seminars „Integrativer Behindertensport“ bereiten das Sportfest als Höhepunkt ihrer einjährigen Arbeit vor. Lehramtsstudentin Marie Kästner schätzt den Praxisbezug: „Wir lernen, wie wir behinderte Schüler in den Sportunterricht einbringen können“, begründet die 23-Jährige.
Imke Hermann hat das Auto nun wirklich in Gang bekommen. Ihre Freundinnen feuern sie lautstark an. Anstrengende 21,24 Sekunden später ist die Kleinwüchsige im Ziel. „War ganz schön schwer“, pustet sie geschafft. „Aber im Bierkrughalten war ich echt gut!“ JaHa
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