ATLAS: Objektivität
Ein Bonmot in der Geschichtsforschung lautet: „Der Zeitzeuge ist der Feind des Historikers.“ Eine Initiative von Ex-Häftlingen des KGB-Gefängnisses in der Leistikowstraße will diese kleine Weisheit nun mit Leben erfüllen: Ab Morgen veranstaltet sie eine Mahnwache vor der Gefängnis-Villa.
Stand:
Ein Bonmot in der Geschichtsforschung lautet: „Der Zeitzeuge ist der Feind des Historikers.“ Eine Initiative von Ex-Häftlingen des KGB-Gefängnisses in der Leistikowstraße will diese kleine Weisheit nun mit Leben erfüllen: Ab Morgen veranstaltet sie eine Mahnwache vor der Gefängnis-Villa. Die Initiatoren werfen der brandenburgischen Gedenkstättenstiftung, Träger der im Aufbau befindlichen Gedenkstätte Leistikowstraße, „Ignoranz“ und „Arroganz“ vor. Die Zeitzeugen fordern mehr Einfluss, die Stiftungsforscher weisen dies zurück. Auch wenn der Konflikt zwischen Zeitzeugen und Historikern Tragik in sich birgt – es bleibt den Wissenschaftlern gar nichts weiter übrig als die Zurückweisung der Forderung. Opferperspektive und wissenschaftliche Sicht sind nicht identisch, ja können sogar im Widerspruch zueinander stehen. Jeder, der einmal Zeuge eines Unfalls war, kennt das: Nichts ist subjektiver als die menschliche Erinnerung. In der Forschung geht es aber um Objektivität. Bisweilen hat Wissenschaft Mythen und Legenden der Erinnerung sogar zu zerstören.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: