zum Hauptinhalt

Sport: Offene Rechnung

Werder Bremens Trainer Thomas Wolter trifft mit seinem Team im Abstiegskampf auf den SVB 03

Stand:

Herr Wolter, nach der 0:2-Niederlage in Unterhaching unterbreiteten Sie am Samstag den Journalisten auf der Pressekonferenz gleich Ihren Vorschlag für die Überschrift: „So hat Werder Bremen in der Dritten Liga nichts zu suchen.“ Wie ernst ist die Lage, wie die Stimmung im Team?

Wir haben den Ernst der Lage natürlich erkannt, aber das ist ja seit Beginn der Saison nicht anders. Ich bin jetzt seit neun Jahren dabei und habe sicherlich schon sieben, achtmal die Abstiegsgefahr erlebt. Wir sind jetzt wieder in solch einer Phase, in der die Jungs müde sind. Fakt ist, dass wir jetzt noch elf Endspiele haben, und das weiß die Mannschaft.

Mussten Sie als Trainer unter der Woche harte Worte finden, oder wurden gar Sonderschichten eingelegt?

Nein, ich rede immer Klartext. Wenn du am Sonntag zum Training kommst, den Jungs die Hand gibst und ihnen in die Augen schaust, spürst du genau, wer verinnerlicht hat, dass er Mist gebaut hat. Aber ich bin ebenso Mannschaftsmitglied wie sie. Das haben wir also gemeinsam zu verantworten.

Als U 23-Team ist Ihre Mannschaft ja für die Ausbildung neuer Profis zuständig. Muss man sich um den Nachwuchs fürs Bundesligateam Sorgen machen?

Nein. Wir haben zurzeit so viele Eigengewächse im Bundesligateam wie noch nie. Wir wollen die Jungs aber natürlich im Wettkampf ausbilden, nur darum geht es.

Ihre Mannschaft steht auf dem vorletzten Tabellenplatz – welche Gründe sehen Sie als Trainer für die bisher nicht befriedigende Saison?

Einerseits ist es für eine zweite Mannschaft in der Dritten Liga nie leicht. Hinzu kommt, dass die Saison diesmal sehr früh angefangen hat und viele Spieler noch bei den Profis im Training steckten. Und ein ganz wichtiger Grund für den unbefriedigenden Saisonverlauf war der Umstand, dass wir ständig sehr viele Verletzte zu beklagen hatten. Manchmal bis zu zehn Leute. Das lässt sich nicht so ohne Weiteres kompensieren. Ich rede da nicht von kleinen Sachen, sondern von schweren und langwierigen Verletzungen. Und obendrein muss man auch sagen, dass unser 91er Jahrgang nicht ganz die Erwartungen erfüllt. Im nächsten Jahr sieht das schon wieder anders aus. Wir gehen aber die ganzen Dinge gezielt an.

Nun kommt der SV Babelsberg 03 am Freitagabend an die Weser. Auch die Mannschaft um Dietmar Demuth bot am Samstag eine desolate Leistung und musste gegen Koblenz eine Heimniederlage einstecken. Beide Teams stehen also mächtig unter Druck: Was für ein Spiel erwarten Sie?

Ich erwarte ein Spiel wie jedes andere zuvor. In unserer Liga geht es einzig und allein um die Frage nach Aufstieg oder Abstieg. Ich denke mal, dass sich am Freitag vieles über die Zweikämpfe entscheiden wird.

Das Hinspiel entschieden die Babelsberger mit 2:0 für sich. Da dürfte noch eine Rechnung offen sein

Ohne Frage. Obwohl – in Babelsberg hätten wir noch viel höher verlieren müssen. Das war ein ganz schlechter Tag und von unserer Seite ein ganz miserables Spiel. Da sollte die Mannschaft schon an Wiedergutmachung denken.

Die Nulldreier sind für Sie folglich keine unbekannte Größe – wie schätzen Sie die Mannschaft um Dietmar Demuth ein?

Die Babelsberger profitieren von ihrem Mannschaftsgefüge. Nicht zuletzt auch deshalb haben sie in Dresden gewonnen. Und uns haben sie im Hinspiel ja auch richtig bearbeitet. Der SVB funktioniert als Mannschaft. Und deshalb glaube ich auch nicht, dass das Team nochmal solch ein Spiel wie gegen Koblenz abliefern wird.

Können Sie im Heimspiel auf Ihren kompletten Kader bauen oder haben Sie personelle Probleme?

Es hat sich schon etwas gebessert. Drei, vier Spieler werden aber fehlen.

Das Gespräch führte Henner Mallwitz.

Thomas Wolter (47) spielte in der Fußball-Bundesliga 14 Jahre für Werder Bremen. Dabei absolvierte er 312 Spiele und schoss 12 Tore. Seit 2002 ist Chef- Nachwuchstrainer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })