Von Günter Schenke: Offizielle Volkstrauer
Gedenken für die Toten der Weltkriege: Auf den Bassinplatz und den Neuen Friedhof kamen nur wenige Bürger
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Innenstadt/ Teltower Vorstadt – Bei den beiden Gedenkveranstaltungen zum gestrigen Volkstrauertag in Potsdam blieben die offiziellen Vertreter im Wesentlichen unter sich. Mit Kränzen und Blumengebinden gedachten knapp 50 Teilnehmer um 11 Uhr der gefallenen sowjetischen Soldaten auf dem Ehrenfriedhof am Bassinplatz. Um 11.45 Uhr fand in der Trauerhalle an der Heinrich-Mann- Allee und auf dem dortigen „Kriegerfriedhof“ eine Ehrung der Toten beider Weltkriege statt.
An beiden Ereignissen, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ausgerichtet hatte, beteiligten sich trotz öffentlicher Aushänge lediglich eine Handvoll „nicht offizieller Bürger“. Unter den etwa vierzig Anwesenden waren Vertreter der Stadt Potsdam und der Fraktionen von SPD, Die Linke, CDU und Bündnis 90/Die Grünen, der evangelischen und katholischen Kirchen, der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Landtagsabgeordnete und eine Abordnung der Bundeswehr.
Als Vorsitzende des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge Potsdam sagte Elona Müller in der Trauerhalle, dass der Schwerpunkt der Organisation heute die „aktive Jugend- und Bildungsarbeit“ sei. Damit verfolge der Volksbund das Ziel, „junge Menschen aus unterschiedlichen Ländern an die Gräber und Opfer von Krieg und Gewalt zu führen und sie für die Folgen zu sensibilisieren.“ Müller erinnerte an das diesjährige internationale Workcamp in Potsdam, das sich der Pflege der Gräber auf dem Friedhof an der Michendorfer Chaussee gewidmet hatte. „Als Vorsitzende des Kreisverbandes Potsdam würde ich mich freuen, wenn zukünftig eine stärkere Beteiligung der Potsdamer Jugendlichen an dieser wichtigen Arbeit erreicht werden könnte“, so Elona Müller.
Sehr persönlich gefärbte Worte fand Oberbürgermeister Jann Jakobs auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof am Standort der nach Kriegsende abgerissenen Gloriette auf dem Bassinplatz. Das Gedenken an dieser Stelle begründete Jakobs mit den Worten: „Es gibt gute Gründe, sich gerade hier, auf diesem sowjetischen Ehrenfriedhof, daran zu erinnern, dass es Deutsche waren, die diesen Vernichtungskrieg verursacht haben und dass diejenigen, die hier begraben liegen, ihre Leben für den Sieg über den deutschen Nationalsozialismus gegeben haben.“ Propst Klaus-Günter Müller sprach an der Kriegsgräberstätte auf dem Neuen Friedhof die aktuelle Situation an, die „wie keine Zeit ohne Kriege“ sei. In die Ehrung waren die Gefallenen der Bundeswehr ausdrücklich mit einbezogen. Der Propst zitierte einen Text aus dem biblischen „Buch der Klagelieder“, der nach der ersten Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier entstand und dessen Gültigkeit bei jeder neuen Zerstörung wie nach der durch die Römer im Jahr 70 nach Christi wieder aktuell sei.
Zum Gelingen der Gedenkfeiern zum Volkstrauertag trug entscheidend das Bläserquartett der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ Potsdam unter Leitung von Dieter Bethke bei.
Günter Schenke
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