Landeshauptstadt: Oh Kiefernbaum, oh Kiefernbaum
Potsdamer durften sich den Weihnachtsbaum selbst schlagen und duftend frisch nach Hause tragen
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Die Kiefer wird in den märkischen Wäldern zugunsten anderer Baumarten zurückgedrängt, doch als Weihnachtsbaum ist sie im Vormarsch. Das zeigte sich am Samstag, als die Berliner Forstverwaltung zum Selbstabsägen von Weihnachtsbäumen einlud. Manch einer hat allerdings nie vom Kiefernbaum gelassen, weil er einfach zum heimatlichen Interieur gehört. Zum Beispiel die Eckelts.
Vater und Sohn holten sich am Samstag einen Baum vom Rande der Parforceheide und sie suchten sich ausgerechnet ein ziemlich dünn und luftig geratenes Exemplar aus. Sohn Friedrich erklärte auch warum. Sein Vater habe sich all die Jahre, die er zurückdenken könne, immer für eine Kiefer entschieden und eigens für diesen Baum seltenen kunstgewerblichen Baumschmuck gekauft. Der solle dann aber auch richtig zur Geltung kommen. Dafür dürften die Äste nicht zu dicht gewachsen sein. Viele Familien waren allerdings zum ersten mal im Weihnachtsbaumwald und bereit, die Kiefer für sich neu zu entdecken.
Revierförster Heinrich Kiso wurde das schon fast ein bisschen viel. „Ich will gar keine Reklame“, meinte er. „Das hier ist eigentlich nur für die Anwohner gedacht.“ Das Interesse an der Weihnachtsbaum-Kiefer sei ohnehin gestiegen, seit man vor sechs Jahren das Selbstabsägen zum ersten Mal angeboten habe. Kiso begründet seine Abwehr mit dem begrenzten Angebot. Die Bäume stehen auf dem ehemaligen Grenzstreifen zu Westberlin, der über die Mauerjahre bewusst freigehalten wurde und der auch weiterhin zumindest an Wegkreuzungen freie Sicht und einen guten Aufenthaltsraum für die Wärme liebende Tiere und Pflanzen bieten soll. Die jetzt zum Absägen freigegebenen Bäume haben sich selbst ausgesät und das darf auch in Zukunft geschehen. Dass daraus kein Dickicht wird, darauf hat Revierförster Kiso ein Auge. 30 Zentimeter wachse ein Baum durchschnittlich pro Jahr, ein Drei-Meter-Exemplar, wie es Familie Hausmann gerade zum Auto schleppt, habe also zehn Jahre für diese Höhe gebraucht. Die Hausmanns, die mit viel Geduld den Baum ins Auto quetschen, wollen ihn durch die ganze Stadt kutschieren, denn er bekommt seinen Platz in einer Wohnung in der Nauener Vorstadt. Die drei Kinder sind zum Aussuchen mitgekommen, schmücken würde ihn aber das Christkind, betont Mutter Stefanie. Geheimniskrämerei speziell am Heiligabend müsse schon sein. Einer der größten Bäume, ein Vier-Meter-Riese, ging übrigens in die Sternkirche und einer in den Club 18.
Das neuaufgeflammte Interesse an der Kiefer schreibt Christine Färber, Vorsitzende des Fördervereins Jagdschloss Stern und Parforceheide e.V., nicht so sehr dem moderaten Preis zu. Die Winzlinge unter einem Meter kosten fünf Euro, alle darüber sind zum Einheitspreis von zehn Euro zu haben. Färber meint vielmehr, die Frische des Baums und sein Kiefernnadelduft würden den Ausschlag geben. Und eben die Bindung an die heimatliche Umgebung. Sie selbst bestätigt das auf ganz andere Weise. Sie käme ursprünglich aus dem Schwarzwald und bevorzuge die Fichte, gibt sie zu.
Seit vier Jahren finden sich Vereinsvertreter zum Baumsägen ein und versüßen die Winterkühle mit einem Heißgetränk. Färber-Sohn Yannic (12) erwies sich zudem als echter Berater und Baumfällhelfer. Übers ganze Jahr will der Verein ganz im Sinne des Revierförsters dazu beitragen, dass sich die Parforceheide als Naherholungswald weiterentwickelt. dif
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