Sport: „Oh, wie ist das schön“
Potsdams UJKC-Judoka feierten daheim den Olympiasieg Yvonne Bönischs, der dem Verein sehr helfen kann
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Potsdams UJKC-Judoka feierten daheim den Olympiasieg Yvonne Bönischs, der dem Verein sehr helfen kann Von Michael Meyer Am Ende war wohl selbst der Fernseher zu aufgeregt, um ständig mitzuhalten. Immer wieder verabschiedete sich das Bild aus Athen, als gestern nachmittag rund 70 Mitglieder und Freunde des UJKC Potsdam, unter ihnen etwa 20 in weiße Kampfkittel gekleidete Knirpse, im Domizil in der Pirschheide den olympischen Endkampf ihrer Vereinskameradin Yvonne Bönisch verfolgten. Fast entsetzte Aufschreie, wenn der Bildschirm kurzzeitig dunkel wurde – doch pünktlich um 16.44 Uhr, als die Potsdamerin ihre knappe Führung gegen die Nordkoreanerin Sun Hui Kye in die Schluss-Sirene rettete und sich als Olympiasiegerin von der Tatami erhob, war das Bild wieder da und der Clubraum des UJKC das schiere Tollhaus. Jubelnd lagen sich Groß und Klein in den Armen, sangen alle „Oh, wie ist das schön“, schämte sich niemand seiner Freudentränen. Vereinschef Dr. Volkmar Schöneburg versuchte gar nicht erst, seine nassen Augen zu verstecken. „Das ist einfach riesig“, brach es dann aus ihm heraus. „Yvonne hat hervorragend gekämpft und uns alle hier glücklich gemacht.“ Zumal die 23-Jährige in Athen (hoffentlich) auch für ihren insgesamt 430 Mitglieder zählenden UJKC viel erreichte. „Dieses Gold“, erklärte Schöneburg, „hat Yvonne mit ihrem Spitzentrainer Axel Kirchner und dem Verein ganz aus eigener Kraft erarbeitet. Wir sind der einzige Top-Verein mit Erstliga-Mannschaften bei Frauen und Männern, der alle seine Trainer selbst zu bezahlen und ohne Unterstützung des Verbandes auszukommen hat. Seit acht Jahren wird uns gesagt, dass vielleicht mal etwas für uns abfallen könnte. Nun muss unseren Erfolgen und Potsdams Stellenwert im Landesverband endlich Rechnung getragen werden!“ so der Vereinsvorsitzende. Soll heißen: Landesverband, Landessportbund und Landesministerien müssen sich endlich dazu durchringen, ein oder zwei Trainerstellen beim Erfolgsklub zu bezahlen und junge Judoka an der Potsdamer Sportschule einzuschulen. Das sind Dinge, die für den neuen Olympia-Zyklus 2005 bis 2008 zu entscheiden sind. Gestern herrschte erst einmal Freude pur in der Pirschheide. Obwohl Julia Basler nach dem Finale mit einem Gesicht da saß, dass einem Angst und Bange werden konnte. „Ich bin fix und fertig und noch ganz überwältigt von Bönis Erfolg. Mein Puls war wohl bei 220. Das ist einfach unglaublich, was sie geschafft hat“, meinte die Bundesliga-Kämpferin des UJKC, die seit dem Vormittag alle Fights ihres großen Vorbilds per TV live verfolgt hatte. Ebenso wie Franziska Pufahl. „Das ist absolute Weltklasse. Bei ihrer Rückkehr werden wir Böni eine Super-Party bereiten“, schwärmte sie. Die 17-Jährige kämpft in der Bundesliga in der gleichen 57-Kilo- Gewichtsklasse wie Yvonne Bönisch und wird im September gemeinsam mit Julia Basler (70 kg) und Elisa Schmidtke (63 kg) Potsdam bei den Junioren-Europameisterschaften in Sofia vertreten. „Böni hat jetzt ordentlich vorgelegt, nun wollen wir es auch wissen“, versprach Pufahl. Und unterstrich damit den hohen internationalen Anspruch der Potsdamer Weißkittel an sich selbst, den auch Claudia Ahrens bei den Junioren-Welttitelkämpfen Mitte Oktober in Budapest für ihren Verein zeigen will. Darauf verwies auch Dietmar Schöneburg, nachdem er Yvonne Bönischs Namen im an der Wand angehefteten Olympia-Wettkampftableau als Siegerin eingetragen und mit Coach Axel Kirchner in Athen telefoniert hatte. Da waren längst die ersten Flaschen Sekt geöffnet, schwärmten aufgekratzte Vereinsmitglieder hinaus ins Freie. Und der Fernseher, der zuvor wohl die Hitze der Potsdamer Fans nicht vertragen hatte, lieferte wieder störungsfreier Bilder aus Athen in die Pirschheide. Seite 22
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