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Landeshauptstadt: Ohne Heizung und mit Schutt im Garten

Wegen Verzögerungen eines Bauprojektes in Golm bereiten Bewohner Klagen vor. Der Investor schweigt

Von Valerie Barsig

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Golm - Bauverzögerungen, Mängel und kein Ende in Sicht: Es gibt Ärger um ein Baugebiet an der Ritterstraße in Golm. Anfang 2015 entschlossen sich Sven Lüdcke und Nicole Mantzke, ein Grundstück an der Ritterstraße zu kaufen. Es gehört zu einem größeren Wohngebiet, das zwischen Kossätenweg, Am Bahnhof, Thomas- Müntzer-Straße, Reiherbergstraße und Geiselbergstraße in Golm entsteht.

Zwei Jahre nach Baubeginn sitzen Mantzke und Lüdcke noch immer in einem unfertigen Haus. Eigentlich sollte ihr Heim im Dezember 2015 fertig sein. Für Oktober kündigte das Paar seine Wohnung. Damals war Nicole Mantzke hochschwanger. Kurz darauf bekamen sie die Nachricht: Die Heizung im Haus in der Ritterstraße sei fehlerhaft eingebaut worden. Die Kündigung der Wohnung konnten sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zurücknehmen. Weihnachten 2015/16 erlebten sie vor der Elektroheizung.

Das Paar hat einen sogenannten Bauträgervertrag abgeschlossen: Dabei erwerben Käufer ein Grundstück, auf dem ein Haus gebaut wird. Erst wenn der Bau fertig ist, wird die letzte Rate des Kaufpreises bezahlt und der Käufer wird Eigentümer. Dass die letzte Rate erst nach Fertigstellung fließe, diene der Absicherung der Käufer, erklärt Katja Damrow, Rechtsanwältin für Baurecht, die die Familie vertritt. Der Nachteil sei, dass die Käufer erst dann Eigentümer werden, wenn der Verkäufer dem Notar mitteilt, dass die letzte Rate gezahlt ist. „Wenn die Käufer also wegen Mängeln oder wegen Verzuges einen Restbetrag einbehalten, kann der Verkäufer die Eigentumsumschreibung blockieren“, sagt die Anwältin.

Nach dem Weihnachtsfest vor dem Elektroofen beschlossen Mantzke und Lüdcke: Jetzt ist Schluss. Der Bauträger des Gebietes an der Ritterstraße ist die Urbanbau GmbH, der Investor Ronald Pieper. Immer wieder drängte das Paar ihn, die Mängel zu beseitigen. Doch bisher tat sich nichts. In der Hoffnung, dass öffentlicher Druck ihrem Anliegen hilft, haben sie und noch eine weitere Anwohnerin sich an die PNN gewandt.

„Herr Pieper lebt in einer anderen Welt“, berichtet Mantzke. Schließlich beauftragte die Familie selbst einen Gutachter, der die Baumängel bestätigte. Dann suchten sie sich Handwerker, um den Innenausbau des Hauses weiter voranzutreiben. Die Rechnungen behalten sie nun für eine Klage gegen ihren Bauherren ein. Der reagiere nicht auf Schreiben von Damrow. Auch auf mehrere Anfragen der PNN reagierte er nicht. „Manchmal ist er wochenlang nicht erreichbar“, erzählt Lüdcke. Inzwischen kenne er einige Handwerker, die früher mit Pieper zusammengearbeitet haben. „Die hören den Namen und nehmen Reißaus.“

Damrow erklärt sich die Misere, in der Pieper stecken könnte, mit dem Bauboom in der Stadt. „Ich habe Klienten, die bis März kommenden Jahres ausgebucht sind.“ Bauunternehmen hätten ein Personalproblem. Sie suchten nach Nachwuchs. „Wenn es in deren Zeitplan knirscht, dann leiden als Erstes die kleinen Häuslebauer.“ Sie bereitet nun eine Klage auf Zustimmung zum Eigentumsübergang gegen Pieper vor – in dem Prozess muss bewiesen werden, dass der Kaufpreis des Hauses zu Recht wegen Mängeln und Verzug gemindert wurde und damit vollständig bezahlt ist. Die Chance: Im Vertrag mit der Urbanbau wurde eine Bauzeit festgelegt, die überschritten wurde.

In bescheidenem Zustand befinde sich auch das Baufeld, sagt eine weitere Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Auch sie hat ihr Grundstück 2015 gekauft, konnte aber erst im Mai ins Haus ziehen. In der Mitte des Baugrundstückes sei eine „riesige Müllhalde mit Betonteilen, Eisenstangen, Erdbergen und Schutt“. Ein vom Investor geplanter Park sei ebenfalls nicht angelegt worden. Für den Park gibt es einen Vertrag mit der Stadt von 2006. „Der Vorhabenträger ist im Verzug“, räumt ein Stadtsprecher ein. Man habe entsprechende Fristen gesetzt, sollten diese nicht eingehalten werden, müsse man rechtliche Schritte einleiten. Mehr Informationen könne man wegen des laufenden Verfahrens nicht geben. Valerie Barsig

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